Das Dilemma

Location: Zanzibar / Tansania
Wetter: sonnig und warm
Zeitunterschied: + 1. Std.

Die „Qual der Wahl“ zu haben, liegt uns Beiden nicht besonders. Angie kann sich in diesen Fällen gar nicht entscheiden und ich greife reflexartig auf irgendetwas Bekanntes zurück.

Mit „Zanzibar“ verbinden die meisten Menschen die Vorstellung „einer fernen exotischen Trauminsel, ähnlich wie in der Südsee“. Klammern wir mal das „B bis D Promi-Restaurant auf Sylt“ aus, so lauten die harten Fakten zunächst nur „Afrika und Insel“. Oder gib es dort doch Mee(h)r?

Eine Wanderung durch das „Watt Zanzibar“ ist zum Beispiel eine Beschäftigung mit der wir eher nicht gerechnet hatten, die aber den Besucher der Ostküste Zanzibar‘s täglich kostenlos geboten wird. Ebbe und Flut machen es möglich, dass Schiffbrüchige täglich von neun bis fünfzehn Uhr den Strand schon gut einen Kilometer vor der eigentlichen Küste erreichen können. Für die Betreiber der Unterkünfte ergibt sich dabei ebenfalls eine nicht ganz einfache Situation, fragen doch einige Gäste nach Meer. Eine nicht weniger überraschende Konstellation erlebt der Gast am späten Nachmittag, wenn sich die Brandung den Weg bis kurz vor die Bungalows bahnt. Strandspaziergang? Wo war der Strand nochmal? Nach Einbruch der Dunkelheit herrschen dann aber optimale Bedingungen. Strand zum Laufen, keine Brandung und ein herrlicher Blick auf den Indischen Ozean, zumindest theoretisch.

Nun aber mal im Ernst. Zanzibar hat uns wirklich gut gefallen, was aber weniger auf die Möglichkeit eines ausgeprägten Strandurlaubs zurückzuführen war, aber dennoch in Verbindung mit dem Meer steht – „Stone Town“. Was für uns Europäer selbstverständlich klingt, muss vor gut 150 Jahren auf Zanzibar so herausragend gewesen sein, dass man dem Namen der Stadt das Baumaterial zu Grunde legte. „Stein“ ist in diesem Fall zwar nur bedingt richtig, wurden die Quader doch aus Korallen gewonnen, welche aber nicht minder hart sind. Architektur ist wiederum eine Sache, diese auch mit Leben zu füllen eine Andere. In der Altstadt „Stone Towns“ ist diese Kombination mehr als gelungen und inspirierte nicht nur uns, sondern auch jede Menge anderer Touristen zu ausgedehnten Erkundungen. Trotz der vermeintlichen Masse an Touristen fanden wir aber immer noch genügend Gassen und Plätze vor, die es uns erlaubten dem ganz normalen Treiben der Einheimischen beizuwohnen. Aber auch die touristischen Plätze wie Märkte oder Restaurants ließen genügend Raum, um sich auf der Woge des alltäglichen Lebens treiben zu lassen. Einen ganz besonders netten Platz fanden wir auch in unserem Hostel vor. Der Gemeinschaftsbalkon unseres Zimmers bot uns die Möglichkeit, aus dem Schneidersitz heraus das menschliche Treiben zu unseren Füßen zu beobachten. Da unsere Bleibe direkt neben dem bekannten ehemaligen Sklavenmarkt Zanzibars lag, ließen sich die verschiedensten Touristengruppen aus aller Herren Länder nicht lumpen und präsentierten jede Menge Zwischenmenschliches mit Kopfschüttelgarantie. Die neben dem Sklavenmarkt befindliche Kirche stellte einige Touristen in punkto Bekleidungsvorschriften vor fast unlösbare Aufgaben. In Bezug auf Minirock und Netzoberteil sei zumindest die Frage gestattet, welche Dinge grundsätzlichen beim Packen des Koffers falsch gelaufen sind, bereist man doch ganz nebenbei ein islamisches Land.

Weiter ging es die Küste hoch gen Norden, zum wohl bekanntesten und damit auch meist frequentierten Strand der Insel – Nungwi. Wer wie wir mit dem „Daladala“ anreist und dann von der Hauptstraße in Richtung Strand läuft, wird kaum glauben können, diesen je erreichen zu können. Das Dorf mit den typischen nichtssagenden Einheitsbauten und jeder Menge Müll ringsum sorgt dafür, dass wir uns mit beständig hoher Laufgeschwindigkeit zum ersehnten Strand vorkämpften. Als wir diesen erreichten und die Erwartungen mit der Realität abglichen, einigten wir uns auf ein „Okay“, was in Deutsch positiver rüberkommt als in Englisch. Es ist eine der typischen Tourismusgegenden mit jeder Menge Restaurants, Hotels und Resorts die sich zwischen den Strand und das ursprüngliche Dorf geschoben haben. Beim Schlendern entlang des Strandes wurden wir oft nach dem Befinden (How are you?) in Verbindung mit dem Interesse an einem Restaurantbesuch oder Ausflug befragt. Blaues Wasser gab es jede Menge und das auch ganztägig. Unsere Mägen konnten wir im Unterschied zum Osten der Insel mit günstigerem Essen und auch bezahlbaren Bierchen füllen. Die Unterkünfte sind wie überall auf der Insel mit dem Zanzibarzuschlag versehen. Wer preislich „okay“ und „gut“ sucht, der sollte sich an die Bestrafung des „Sisyphos“ erinnern.

Die Entscheidung zwischen den drei Offerten konnten wir am Ende doch recht klar fällen – Die Strände sind schön, aber nicht mega herausragend, im Gegensatz zur Altstadt von „Stone Town“.

Was muss sonst noch erwähnt werden? Unsere gute alte DDR hat sich ebenfalls auf Zanzibar verewigt. Unsere Augen konnten es kaum glauben, als wir bei der Fahrt durch den Stone Towner Stadtteil „Michenzani“ an einer „DDR – Platte“ vorbeifuhren. Diese gleicht ihren Schwestern und Brüdern aus Marzahn zwar nicht aufs Haar, die Eltern sind aber nicht zu verleugnen.

Hätten wir bei unserer Überfahrt nach Zanzibar nicht hundertprozentig gewusst, dass wir in Dar-Es-Salaam gestartet waren, man hätte meinen können auf einer Fähre nach Sizilien zu sitzen. Jeder Zweite reiste mit „Mama Mia“ und redete ununterbrochen mit Händen und Füßen. Was uns später diesbezüglich immer ein Lächeln abnötigte, waren die perfekten Italienisch-Kenntnisse der traditionell gekleideten „Massai Männer“.

Zum Schluss noch der „Schocker“ schlechthin! Wo „Zanzibar“ draufsteht ist eigentlich „Unguja“ drin. Die Inseln „Pemba“ und „Unguja“ bilden den teilautonomen Inselstaat Zanzibar, der wiederum zu Tansania gehört. Also Augen auf, die Frage kommt bestimmt irgendwann bei Günther.

Ganz liebe Grüße und bis demnächst.

Eure zwei Weltreisenden

Angie & Thomas

Ein Gedanke zu „Das Dilemma

  1. Hallo Weltenbummler, es ist so schön mit Euch auf Reisen zu gehen…
    Euch geht es gut…das essen schmeckt…und Ihr seit immer noch nicht reisemüde. Macht weiter so… Daumen hoch.. Ich drück Euch..und passt gut auf Euch auf :O) LG Conny

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