Über Stock und Stein

Location: Bali in Indonesien
Wetter: sehr schwül, tägliche Schauer
Zeitunterschied: + 7 Std.

Anmerkung: Wir sind von den Ereignissen in Japan geschockt. Unser tiefes Mitgefühl gilt allen Menschen vor Ort. Wir hoffen, dass sich die Situation im Norden Japans so schnell als möglich halbwegs normalisiert und mit den notwendigen Aufbauarbeiten begonnen werden kann. Wir hier in Indonesien haben recht wenig von den Geschehnissen im 5.000 km entfernten Japan mitbekommen; lediglich aus den üblichen Medienberichten.

Nach mehr als drei Wochen Aufenthalt in Banda Aceh packte uns wieder die Reiselust und wir machten uns weiter in Richtung Süden auf.

Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile entschieden wir uns für die Route durch die Mitte von Sumatra – entlang der Gayo-Highlands, um noch einmal die westliche Seite des Gunung Leuser Nationalparks zu besuchen. Da die Strecke aufgrund ihres schlechten Zustandes für große Busse ungeeignet ist, waren wir darauf angewiesen die 400 km bis nach Blangkejeren mit einem Minibus zurückzulegen. Der Weg führte uns zunächst die Küstenstraße in Richtung Bireuren entlang bevor wir ins Hinterland abbogen. Dort wurde die Straße kurviger und schmaler bis man den Eindruck hatte, auf einem zweispurigen Fahrradweg unterwegs zu sein. Das etwas eintönige rechts herum links herum hoch und runter wurde nur durch gelegentliche Schlaglochpassagen unterbrochen. Im fahlen Licht des Mondes erkannte man schemenhaft die Silhouette der umliegenden Berge und konnte erahnen, dass es zu beiden Seiten des Weges steil bergab ging. Da unser Minibus nur halb gefüllt war, konnten wir es uns zumindest bequem machen und so die Fahrt “genießen“. Zum Sonnenaufgang erreichten wir dann – Blankejeren. Netterweise fuhr uns der Fahrer des Busse noch die 15 km bis nach Kedah, wo sich das Haus von Mr. Jaly befindet – einem indonesienweit bekannten Dschungelführer. Seine Frau empfing uns mit ihrer recht robusten Art – aber freundlich und lud uns erstmal zum Frühstück ein. Nachdem wir uns gestärkt hatten, wussten wir auch warum. Es stand ein Fußmarsch von 3 km mit all unserem Gepäck auf dem Programm. Nicht dass dies am frühen Morgen schon genug wäre – es ging auch noch größtenteils bergauf. Gut 45 Minuten später erreichten wir unser Ziel – das Dschungelcamp namens Rainforest Lodge. Wunderschön an den Ufern eines rauschenden Baches gelegen und eingerahmt von den steil ansteigenden Hängen des dicht bewachsenen Urwaldes präsentierte sich das Dschungelcamp mit seinen fünf Hütten und Unterständen im morgendlichen Licht der Sonne. Hier abseits der Zivilisation wollten wir nun die nächsten zwei… drei Tage verbringen. Ohne Strom aber dafür mit frischem fließenden Wasser aus dem Bach.

Bei unserer Ankunft trafen wir wieder auf einen alten Bekannten aus Banda Aceh – Udo. Udo ist eine… nein Udo ist die führende Kapazität auf dem Gebiet des Kletterns in Deutschland und macht gerade Abenteuerurlaub in Indonesien. Wir lernten ihn in Banda Aceh in der Lobby des Hotels Medan kennen. Von ihm hatten wir auch nochmals den Tipp bezüglich des Dschungelcamps von Mr. Jaly bekommen. Nach unser Ankunft mussten wir erstmal die Erlebnisse der letzten Tage austauschen. Ebenfalls lernten wir weitere Bewohner des Camp`s kennen, die da waren: Stefan – ein reisebegeisterter Deutscher und Udo`s Bekannter sowie das Pärchen Clare und Uri aus England – ebenfalls wie wir auf Weltreise. Nach den eingehenden Gesprächen legten wir uns erstmal in unseren Bungalow, um ein wenig auszuschlafen. Am Nachmittag genossen wir dann das gemütliche Feeling der Lodge, lasen ein wenig und genossen einfach die Natur, inmitten welcher wir uns befanden. Am Abend, nach der Rückkehr der Anderen von der Dschungeltour, gab es dann ein gemütliches Abendessen im Schein von Lagerfeuer und Petroleumlampe. Mit typischen Gesprächen über Gott und die Welt neigte sich dann der Abend dem Ende entgegen. Die Nacht in unserem Lager gestaltete sich dann etwas schwieriger – nicht dass wir Komfort vermissten – nein – es war ziemlich kalt hier auf gut 1.500 Metern Höhe. Da kamen ganz schnell wieder die Erinnerungen an die bolivianische Salzwüste hoch… doch mit dem Kopf im Schlafsack und viel atmen, schafften wir es dann bis zum Morgen durchzuhalten. Da wir uns auch am nächsten Tag noch nicht zu einer Dschungeltour durchringen konnten, verbrachten wir wieder den gesamten Tag gemütlich im Camp. Da Clare und Uri auch im Camp geblieben waren, wurde halt intensiv gequatscht. Am Nachmittag folgte dann nach der Siesta unsere Lese- und Schreibstunde und ruck zuck wurde es wieder Abend. Mr. Jaly und die anderen Führer hatten heute vier Hühnchen mitgebracht, welche für das Barbeque vorbereitet wurden. Nachdem sie ausgenommen, auf Ästen gespießt waren und über dem Feuer Farbe fanden, gab es endlich wiedereinmal einen richtigen Broiler.
Für den nächsten Morgen hatten wir uns nun doch noch durchgerungen an einer kleinen Dschungelwanderung teilzunehmen. Am letzten Abend hatten die Führer einen Orang Utan beobachtet, der sein Schlafnest im Baum bestiegen hatten. Am frühen Morgen nun wollten wir alle die Stelle nochmal aufsuchen, um ihm beim Aufstehen zuzuschauen. Und nach gut einer Stunde über verwegene Dschungelpfade konnten wir der Orang Dame von einem Steilhang aus beim Wachwerden zu sehen. Das morgendliche Sonnenbad hatte sowohl für uns als auch für sie Vorteile. Wir hatten alle die Möglichkeit einen guten Blick auf einen Orang Utan zu erhaschen und sie hatte einen angenehmen Morgen. Auch der weitere Weg durch den Dschungel lohnte sich für uns. Wir sahen auf dem Weg zum Camp zurück noch verschiedene Gibbons sowie die stets umtriebigen Thomas Leaf Monkeys. Das hatte sich also nochmal richtig gelohnt.
Am Nachmittag ging dann unsere Reise weiter. Gemeinsam mit Clare und Uri fuhren wir mit einem Minibus die gut drei Stunden in Richtung Ketambe weiter. Ketambe, ein kleines Dorf ca. 40 km in südlicher Richtung bot ebenfalls die Möglichkeit für Dschungeltouren. Wir hatten uns aber gleich darauf geeinigt wieder die Beine baumeln zu lassen… und einfach mal so in den Tag hineinzuleben. Und so vertrieben wir uns wieder die Zeit mit schreiben, lesen und quatschen. Diesmal hatten wir einen anderen Experten getroffen. Schmerlen Otto, wie er sich selbst nennt – ein netter älterer Herr mit dem Fachgebiet Schmerlen (Fische) – und zwar solche Kleinen am Boden lebende Süsswasserfische, ähnlich denen mit dem Saugmund aus dem Aquarium – ich hoffe das stimmt so Gerhard. Und so genossen wir vier gemütliche Tage in Ketambe ohne auch irgendeine nennenswerte Aktivität zu unternehmen. Aber egal wir haben ja Zeit und keinen Reisestress. Dann hieß es aber wieder Sachen packen. Unser nächstes Ziel stand auf dem Plan – Danau Toba – der größte Vulkansee der Welt. Die Strecke bis dorthin ist eigentlich nicht so weit und dürfte so 150 km betragen. Dennoch, so berichtete man uns, habe man Probleme diese Tour an einem Tag zu schaffen. Wir starten am frühen Morgen und nahmen uns ein Labi Labi (eine Art Lieferwagen mit Pritschen) nach Kutacane. Nach gut einer Stunde erreichten wir die Stadt und ließen uns an einer Busgesellschaft absetzen, welche nach Sidikalang fuhr. In diesem Bus wurde es dann etwas unangenehm. Nicht nur dass wieder alle Männer im Bus rauchten, stinkende getrocknete Fische gegessen wurden – nein – wir waren 19 Personen und saßen wie die Hühner auf der Stange. Auch das wäre noch zu ertragen gewesen, aber die Sitzflächen waren so durchgesessen, dass ich den Eindruck hatte – ja genau den und zwar am Hintern vom Eisengestänge darunter. Äußerst schmerzhaft. Zum Glück dauerte die Fahrt über wirklich sehr schlechte Straßen nur 5 ½ Stunden. In Sidikalang wechselten wir dann zum Glück den Bus und fuhren nun gut eine Stunde bis zu einem Städtchen am Rande des See`s. Von dort aus dauerte es dann noch mal gut 45 Minuten bis wir die Stadt Pangururan am Ufer des See`s erreichten. Nochmals wurde das Gefährt gewechselt und nach weiteren 45 Minuten Fahrt über die Insel Samosir, welche sich in der Mitte des See`s Toba befindet, erreichten wir endlich unser Hotel.

Nein nicht ganz…es waren noch drei Kilometer. Wir liefen los. Eine nette Einheimische nahm uns dann zum Glück bis zu unserem Hotel mit. Dort konnten wir uns dann in ein für die Gegend typisches Batakhaus einmieten. Es erinnerte mich irgendwie an russische Häuser so aus den Hexe Babajaga Filmen. Eine Hexe fanden wir dort nicht, aber in der ersten Nacht war es trotzdem recht laut und wir gruselten uns. Zwischen dem Unter- und Obergeschoss des Hauses gab es eine Zwischendecke, die nach Außen hin offen war. Wir hörten schnelle Schritte und dachten sofort an Ratten oder Mäuse. Bei der Nachschau konnte ich dann den Grund hängend kopfüber erblicken – Fledermäuse. Na also, so ganz daneben haben wir ja mit unserer Vermutungen nicht gelegen. Unser wirklich günstiges einfaches Hotel lag diesmal malerisch am Ufer des Danau Toba. Der See füllt heute einen riesigen Vulkankrater aus, in dessen Mitte sich ein Insel erhebt – Pulau Samosir. Diese wurde durch Erdbewegungen vom Kraterboden nach oben gedrückt. Und dort genauer gesagt auf der Halbinsel Tuk Tuk lag unser Hotel. Auf der Terasse des Hotel machten wir uns dann auch täglich bequem und genossen die eine oder andere auch süsse Speise. Hauptsächlich verdingten wir uns aber die Zeit mit Spaziergängen über die Insel und Intensivrelaxing. Die besten Zeiten waren hier vorbei, wie wir feststellen mussten. Gemessen an der Anzahl der Unterkünfte gab es viel zu wenige Touristen. Nichtdestotrotz fanden wir auch hier ein nettes Plätzchen zum entspannten Verweilen – und zwar das Restaurant Juwita. Dort verbrachten wir täglich viel Zeit, genossen die leckeren Speisen und unterhielten uns mit der Inhaberin.

Da wir ebenfalls wiedereinmal über Internet verfügten, konnten wir auch unsere Weiterreise planen. Da wir nicht mehr das nötige Sitzfleisch hatten, entschieden wir uns mit dem Flugzeug die Strecke nach Java zurückzulegen, anstatt drei Tage im Bus zu sitzen. Und so buchten wir uns einen Flug von Medan aus bis in das Städtchen Surabaya auf Java, um Zeit und Kraft zu sparen. In diese Überlegungen eingeschlossen, war ebenfalls unsere direkte Weiterreise bis Bali, da wir nicht auf Java verweilen wollten. Am 2. März packten wir daher unsere Sachen und fuhren mit der Fähre auf die andere Seite des See`s herüber. Von dort aus ging es dann mit dem Bus bis nach Medan, wo wir noch eine Nacht verbrachten, bevor wir am nächsten Tag ins Flugzeug in Richtung Süden stiegen. Dazu mehr beim nächsten Mal.

Viele liebe Grüße von euren zwei Weltenbummlern
Angie & Thomas

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