Location: Da Nang / Vietnam
Wetter: sonnig, warm
Zeitunterschied: + 5 Stunden
Nach unseren feuchtfröhlichen Abenteuern in Chiang Mai während des Songkran Festes war es wieder einmal an der Zeit, unsere sieben Sachen zu packen, um weiterzuziehen. Mit dem Bus fuhren wir in Richtung Norden bis zur thailändischen Grenzstadt Chiang Khong. Sie sollte der Ausgangspunkt für unsere Reise auf dem Mekong bis zur laotischen Stadt Luang Prabang sein. Nach einer Nacht in einem Hostel direkt am Ufer des Mekong sollte am nächsten Tag die aufregende Flussfahrt beginnen.
Am nächsten Morgen konnten wir den Mekong von unserem Bett aus nicht mehr erblicken. Der Strom war in eine dichte Nebeldecke gehüllt und gab sein Antlitz nicht preis. Noch tags zuvor hatten wir uns ausgemalt, welch schönen Anblick wir genießen werden, wenn bei Tagesanbruch die Sonne über dem Fluss an Höhe gewinnt. Wir konnten es verschmerzen, wollten wir doch die nächsten zwei Tage stromabwärts auf den Wellen des Mekong bis Lunang Prabang treiben und dabei ihm und seiner Wesen ganz nah kommen.
Zunächst bedeutete dies für uns die Grenze zu überqueren, indem wir mit einem kleinen Boot auf die laotische Seite übersetzten. Es ist schon lustig, was man bei einer solchen Überfahrt am frühen Morgen so alles zu sehen bekommt. Unter dem Motto „Die letzte Reise“ wurde meine Aufmerksamkeit auf eine etwas abseits stehende Kiste mit Verzierungen gelenkt. Wie eine herrenlose Sache stand dort am Ufer ein Sarg mit Inhalt, wie mir der Fährmann versicherte, und niemand der Angehörigen war auch nur in Sichtweite. Roch sie oder er schon so streng… oder hatte man hier einen ungeliebten Angehörigen einfach stehen gelassen??? Irgendjemand muss sich der Sache angenommen haben, denn drei Stunden später war die Kiste zum Glück verschwunden, wie wir bei der Vorbeifahrt feststellen konnten. Auf der laotischen Seite warteten die üblichen Grenzformalitäten auf uns, welche wir problemlos hinter uns brachten. Mit einem Taxi fuhren wir anschließend bis zum Fährhafen für die Mekong „Slowboate“ und kauften dort Tickets bis Luang Prabang. Die Wartezeit bis zur Abfahrt der Fähre verkürzten wir mit dem Reichen von Speis und Trank. Und dann ging es schon los. Auf einer längs zur Fahrtrichtung gestellten Autositzbank nahmen wir Platz und hatten von dort aus einen schönen Blick auf den Mekong und sein Ufer. Unser etwa 25 Meter langes und 5 Meter breites Boot bot ca. 30 Passagieren Platz und zeichnete sich durch seinen geringen Tiefgang aus, was auf dem Mekong unerlässlich ist. Die vorwiegend westlichen Touristen stellten den Großteil der Fahrgäste, aber auch einige Einheimische nutzten die wohl schnellste Art der Fortbewegung – nach dem Flugzeug in Laos. Der im tibetischen Hochland entspringende ca. 4.500 Kilometer lange Fluss stellt insbesondere in den südostasiatischen Ländern Laos, Thailand, Kambodscha und Vietnam eine wichtige Lebensader dar, nicht nur verkehrstechnisch sondern auch als steter Garant für die Versorgung der Menschen, sei es durch den Fischfang oder für den Transport von fruchtbarer Erde für die ufernahen Felder. Unsere Reise führte uns zunächst entlang der thailändisch – laotischen Grenze bevor der Fluss in Richtung Osten mit dem Ziel Luang Prabang einschwenkte. Die ersten Stunden führten uns durch ein relativ flaches Flusstal mit tückischen Untiefen und bizarren Felsformationen im Strom. Unser laotischer Kapitän steuerte mit stoischer Gelassenheit sein Boot sicher um die gefährlichen Stellen. Mit fortlaufender Fahrt wurden die Ufer rechts und links des Mekong steiler und man konnte an der Uferböschung erkennen, dass während der Regenzeit der Fluss schon mal 10 Meter höher liegen kann. Für diesen höheren Wasserstand waren für die Schifffahrt extra Markierungen auf den im Strom befindlichen Felsen montiert, welche wie übergroße Klobürsten in den Farben weiß und rot in die Landschaft ragten. Ebenfalls fiel uns die Vielzahl von Fischernetzen auf, die die Fischer an Bambusstangen von den Felsformationen in die Strömung gehängt hatten. Von Zeit zu Zeit konnten wir einen Fischer beobachten der mit der Strömung kämpfend seine Netze mit mehr oder weniger Erfolg einholte. Der Anblick verdeutlichte uns, dass die an den Ufern lebenden Menschen mit harter Arbeit ihr täglich Brot verdienen müssen. Die sich entlang des Flusses erstreckenden steilen Ufer werden fast überall durch stetige Brandrodungen nutzbar gemacht. Die Arbeit auf diesen Feldern gleicht im Auge des Betrachters einer Sisyphusarbeit, da alle Arbeiten nur mit der Hand ausgeführt werden können. Trotz des kärglichen Lebens an den Ufern sahen wir viele Menschen die uns mit Freude zuwinkten und einen glücklichen Eindruck auf uns machten.
Nach gut sechs Stunden Fahrt erreichten wir am frühen Abend die kleine Siedlung Pakbeng. Dieses Örtchen hat sich in den vergangenen Jahren von einem völlig verschlafenen Fischerdorf am Ende der Welt zu einer ordentlichen Zwischenstation für Touristen gemausert. Mit der Zunahme des Touristenstroms auf dem Mekong schossen die Herbergen wie Pilze aus dem Boden. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass die Fahrt bis Luang Prabang an einem Tag nicht zu schaffen und eine Schifffahrt bei Nacht zu gefährlich ist. Nach kurzer Nacht ging es für uns am nächsten Morgen weiter. Die Szenerie der Landschaft war bis zu unserem Ziel nun weiterhin von steil aufsteigenden Ufern geprägt. Teilweise bot sich für uns auch mal ein Stück nicht landwirtschaftlich genutzte Fläche, da es einfach zu steil war. So bekam man zumindest teilweise einen Eindruck wie die unberührte Natur einmal ausgeschaut hatte. Die Fahrt zog sich für uns so über acht Stunden hin. Umso näher wir Luang Prabang kamen, umso breiter wurde der Fluss und die Ufer flachten ab. Dann tauchten an der linken Uferseite die ersten Häuser auf und unsere Fahrt ging zu Ende.
Am Ufer der Altstadt angekommen, erlebten wir die nächste Überraschung. In Laos wurde noch das Neujahrsfest gefeiert. Gleiches Spiel wie in Thailand beim Songkran Fest… viel Wasser, nur das hier noch schwarze Schuhcreme hinzukam. Zum Glück erreichten wir halbwegs trocken und sauber unsere Unterkunft und konnten dann dem Treiben auf der Strasse in geschützter Höhe vom Balkon beiwohnen. Luang Prabang, das schöne Städtchen im französischen Kolonialstil am Ufer des Mekong diente uns als Zwischenstation auf dem Weg nach Vietnam. In den zwei Tagen die wir dort verweilten, ließen wir es aufgrund der Hitze ruhig angehen und begrenzten unsere Exkursionen auf die Abendstunden. Einzig am Morgen des zweiten Tages setzten wir uns um 6 Uhr auf den Balkon und beobachteten den täglichen Almosengang „Dag Bat“ der Mönche. Die Gläubigen der Stadt setzen sich dabei an die Straße und reichen den vorbeilaufenden Mönchen Gaben, um so Verdienste für ihre Wiedergeburt zu sammeln.
Während unseres Aufenthalts organisierten wir auch unsere Weiterreise. Dabei entschieden wir uns für den Direktbus bis nach Hanoi, die Hauptstadt Vietnams. Auf der Karte stellt sich die Entfernung zwischen beiden Städten fast als Katzensprung dar, zumindest dann wenn man die direkte Entfernung per Luftlinie heranzieht. Die Reise mit einem Landfahrzeug hingegen findet in dem Tempo des gleichnamigen Weichtieres mit Häuschen statt. 27 Stunden Fahrt wurden uns vom freundlichen Ticketverkäufer bis Hanoi prognostiziert. Wie lange wir dann wirklich unterwegs waren, werden wir euch beim nächsten Mal erzählen.
Bis dahin wünschen wir vier euch eine schöne Zeit.
Liebe Grüße senden euch Evi, Hansi, Angie und Thomas