Location: Chipata / Sambia
Wetter: am Tage warm, nachts zum Teil etwas frisch
Zeitunterschied: keiner
Die Entscheidung für eine dreitägige Safari im „South Luangwa National Park“ in Sambia fiel uns nicht schwer. Aufgrund der vielen positiven Berichte anderer Reisender war unser Interesse geweckt und wir griffen zu.
„Pünklich wie die Maurer“ standen wir an der Rezeption unserer Lodge bereit und warteten auf das Eintreffen unseres Guides. Wer in Afrika reist, ist in Bezug auf Pünktlichkeit so einiges gewohnt, aber dennoch nicht vor Überraschungen gefeilt. Schlag acht Uhr bog ein grüner Jeep auf das Gelände unserer Lodge vor den Toren des Parks ein. Ein sportlicher Sambier Mitte Dreißig sprang aus dem Wagen und lief freudestrahlend auf uns zu. Wir reichten uns die Hände und hangelten uns anschließend durch den üblichen „Begrüßungs-Small-Talk“. Katongo kommt eigentlich aus einem kleinen Dorf in der „Copperbelt Province“, welche im Norden an die DR Kongo grenzt. Seine Liebe zu Tieren führte ihn vor gut zehn Jahren zum National Park, wo er sich vom einfachen Arbeiter bis zum Guide hochgearbeitet hat.
Nachdem Katongo alle Formalitäten erledigt hatte, öffnete sich für uns das „Maschendrahttor“ am „Mfuwe Gate“. Wir passierten die dahintergelegene Brücke mit ihrem weißen Geländer und sahen von dieser bereits die ersten „Hippos“ im Fluss grasen. Na das ging ja gut los.
So oder so ähnlich hätte unser Bericht über Sambia starten können. Er kann es aber nicht. Katongo ist kein Guide im National Park sondern ein Taxifahrer in Lusaka. Er brachte uns vom Busbahnhof zum Hostel und sollte dies eigentlich auch auf dem Weg zurück tun. Leider war er am entscheidenden Tag nicht fahrtüchtig. Dies schlussfolgerte ich zumindest beim morgendlichen Rückruf aus seiner Stimme. Der restliche Inhalt der Story lässt sich in der heutigen Zeit schnell „ergoogeln“ und fertig ist der Reisebericht. Unser eigentliches Problem war aber ein Anderes. Wir hatten keine Lust etwas zu unternehmen. In Bezug auf Tiere haben wir vom Affen bis zum Zebra alles gesehen. Mit den verschiedenen Landschaften verhält es sich ähnlich. Die Wahl des Müßiggangs lag daher auf der Hand. Ganz untätig waren wir dennoch nicht, entdeckten wir doch für uns eine neue Art des Zeitvertreibs. Es ist uns durchaus bewusst, dass diese nicht besonders kreativ ist und sich zwangsläufig ergibt, aber auch diesem Kind muss erstmal ein Name gegeben werden. Wir nennen es von nun an – „Sozialyoga“. Ohne zu zögern passten wir dieses sofort den Bedürfnissen der modernen Zeit an und traten in die Praxisphase ein. Der perfekte Platz um sich an diesem „nichts tun“ zu erschöpfen, ist ein Hostel. Neben einer guten Ausstattung mit verschiedensten Sitz- bzw. Liegemöbeln hält ein Hostel auch den idealen Laufsteg für eine reichhaltige Palette verschiedener Charaktere bereit. Bereits kurz nach dem Frühstück ließen wir uns auf unseren Yogamatten nieder. Mit dem Laptop auf dem Schoß und geöffnetem „Facebook“ waren wir nun in der Lage sowohl direkt als auch interaktiv das soziale Umfeld aufzusaugen. Mit dem menschlichen Pendant neben mir konnte ich jederzeit mittels eines kleinen Ellenbogenstoßes in einen „Real-Time-Live-Chat“ treten, um so unverzüglich auf aktuelle Ereignisse reagieren zu können. Eine Woche lang chatteten wir uns so durch die Tage und das Hostel.
Der Rest Sambias ist ebenfalls schnell erzählt. Von Livingstone aus fuhren wir in die Hauptstadt Lusaka. Einziger Höhepunkt dort war eine Feuerlöschübung, welche durch die Nachbarin unseres Hostels initiiert wurde. Die gute Frau musste Samstagabend um 20 Uhr unbedingt noch ihre meterhohe Wiese in Brand setzen. Der damit verbundene Funkenflug bedrohte kurzzeitig das Wohl unseres Falthauses. In „Formel 1 Reifenwechselzeit“ bauten wir unser Zelt ab und verhinderten so Schlimmeres. Unseren letzten Stopp legten wir im Westen Sambias, kurz vor der Grenze zu Malawi, ein. Einziger Vorfall dieses Tages war das Reisehoch „Jonas“ nach acht Stunden Busfahrt. Der sehr nette Student aus Ravensburg forscht gerade in Sambia für seine Masterarbeit. Bei eins, zwei Bier erzählten wir uns Geschichten aus aller Welt sowie der Heimat, denn Jonas ist Eishockeyfan und hatte bei einem Auswärtsspiel „seiner“ Mannschaft sogar schon mal unsere Heimatstadt Weißwasser besucht. So fanden wir schnell Gesprächsstoff auf der anderen Seite der Erdkugel, bevor Jonas‘ Freundin aus dem englischen „Oxford“ anrief, um ihre Anschlussverbindung nach „Bath“ zu erfragen, da sie gerade kein Internet im Zug hatte. Entwicklungshilfe 2.0 – wie verrückt ist diese Welt doch manchmal…
Übrigens, der heutige Bericht ist schon der Einhundertste seit dem Start unserer Reise. Wir haben Lust auf mehr Erlebnisse aus aller Welt. Ihr auch?
Ganz liebe Grüße von euren beiden Weltreisenden
Angie & Thomas