Location: Kampot (Cambodia)
Wetter: immer mal wieder Regen aber warm, Regensaison halt
Zeitunterschied: + 5 Std.
Bangkok
Schon vor der Abreise von Hansi und Evi hatten wir beschlossen, noch eine Woche länger in Bangkok zu verweilen. Die Gründe dafür waren vielschichtig und hätten unterschiedlicher nicht sein können. Zum einen hatte sich Schreibarbeit angehäuft und organisatorische Dinge mussten erledigt werden, zum anderen wollten wir zwanglos in den Tag hineinleben.
Und so kam es dann auch vor, dass wir den Tag mit dem Mittagessen in einem der typischen Straßenlokale Bangkoks begannen. Sitzt man dort einmal und trifft andere Reisende geht im Verlauf eines netten Gespräches auch schon mal die Sonne wieder unter und man kann das Abendessen gleich noch als Nachtisch ordern. Natürlich bleiben an solchen Tagen die Tasten der Computer unberührt. Trotz gelegentlicher Auszeiten haben wir aber den Großteil unserer Arbeit geschafft.
„Immer wieder die Deutschen“ – so könnten wir eine Rubrik überschreiben die sich „Nette Bekanntschaften“ nennt. Liebe Schweizer, Spanier oder Neuseeländer auch ihr seid nett, aber das gemeinsame Heimatland verbindet vermutlich öfter einmal.
Alex und Jürgen hatten wir schon auf der Zugfahrt von Kuala Lumpur nach Hat Yai kennengelernt. Dort trennten sich dann aber auch schon wieder unsere Wege, da wir unterschiedliche thailändische Inseln besuchen wollten. Zuvor hatten wir uns aber gleich für Bangkok, gut eine Woche später, verabredet. Und so kam es dann auch. In einer „Oper Air Schankwirtschaft“, in Deutschland (West) würde man vermutlich Trinkhalle sagen, wurde dann über Gott und die Welt gequatscht…bis sich die Balken bogen. Ja wirklich, es war schon sehr spät geworden – aber kein Problem, es war ja auch richtig nett. Am nächsten Abend mussten wir dann die Gesprächsrunde schon beenden, da sowohl für Alex und Jürgen als auch für uns die Weiterreise am nächsten Morgen auf dem Programm stand. Liebe Grüße von hier aus nochmal und vielleicht sieht man sich ja mal in Deutschland wieder, „Aschebersch“ liegt ja in einem Landstrich, wo wir uns öfters mal aufhalten.
Noch etwas zu Bangkok. Wie es sich für einen Film über Bangkok gehört muss man ihn auch in dieser Stadt gesehen haben. „Hangover II“ in einem Bangkoker Kino – sehr empfehlenswert.
Auf geht’s nach Kambodscha
Nach sieben Tagen ausschlafen mussten wir wiedermal am frühen Morgen aus den Betten, denn unser Zug von Bangkok in Richtung kambodschanischer Grenze fuhr bereits um 05:55 Uhr los. Blies uns am frühen Morgen noch eine frische Brise ins Gesicht wurde diese mit steigender Sonne zu einem lauen Lüftchen mit Stirnschweiß-Garantie. Die recht magere Polsterung der Sitzbänke in der dritten Klasse hinterließ nach gut 6 Stunden ebenfalls ihre Spuren. Glücklich über die Ankunft in der Grenzstadt legten wir dann die letzten Meter zum Grenzposten mit einem „Tuk Tuk“ zurück. Wer einmal von Thailand nach Kambodscha auf dem Landweg reisen möchte dem sei gesagt, lasst euch nicht von den Travel – Agenten in Bangkok verrückt machen. Man benötigt kein Visum vorab, sondern kann sich dieses an der Grenze ausstellen lassen. Kostet 20 US $ und 100 THB Bearbeitungsgebühr (Bestechung), damit es nicht vier Stunden sondern nur 10 Minuten dauert. Das Motto lautet: „Laufen bis der thailändische Grenzposten kommt“ und dort ausstempeln lassen. Danach 75 Meter weiter laufen und auf die rechte Straßenseite wechseln, wo ein unscheinbares gelbes Haus mit zwei Eingangstüren steht. Dort drin gibt es tatsächlich das Visum für Kambodscha – ganz legal und halbwegs problemlos. Im Anschluss nochmal 100 Meter weiterlaufen und das Visum beim Grenzposten abstempeln lassen. Danach kommt es wieder darauf an, ob man am Kreisel ein teures Busticket kauft oder ca. 500 Meter geradeaus weiterläuft und mit einem Privattaxifahrer den Preis nach Siem Reap verhandelt. Ein typischer Toyota Camry mit vier Personen besetzt, kostet ab 5 US $ pro Person, maximal aber 10 US $ pro Person. Zu beachten ist dabei jedoch, dass man nicht auf einen Schlepper auf thailändischer Seite hereinfällt sondern alles selbst durchführt sonst wird es erheblich teurer. Nach der Erledigung der Grenzformalitäten machten wir uns auf die Suche nach einem Taxi nach Siam Reap und trafen dabei auf Monze und Andreu, ein spanisches Paar das sich gerade in ihrem dritten Reisejahr befindet. Mit ihnen teilten wir uns dann ein Taxi für die 2 ½ stündige Fahrt bis Siem Reap und hatten gleich ein paar ausgewiesene Kambodscha Experten an der Hand. Ebenfalls erfuhren wir, dass sich die beiden für ein Waisenhaus in Siem Reap engagieren. In Siem Reap angekommen, trennten sich aber zunächst unsere Wege.
Die Region Siem Reap
Siem Reap ist in aller Welt durch die nahe gelegenen Tempelanlagen von Angkor bekannt, welche das Zentrum des Khmer Königreich „Kambuja“ vom 9. -15. Jahrhundert darstellte. Nachdem wir unser Hostel bezogen hatten, machten wir es uns erst mal gemütlich. Am nächsten Nachmittag fuhren wir mit dem Fahrrad zur Tempelanlage, um uns Tickets zu kaufen. Bevor es los geht noch eine Anmerkung in eigener Sache. Wie wir bereits in einem der vorherigen Berichte anführten sind wir weder „Pagoden Heinze“ noch „Tempel Heinze“, soll heißen wir studieren nicht jeden Tempel in seinen Einzelheiten. Meist bewegen wir uns abseits des Besucherstromes und schauen uns an, was uns ins Auge fällt. Wir empfehlen bei dieser Gelegenheit sich einfach mal in eine schattige Ecke zu setzen, um die anderen Besucher beobachten zu können. Ein wirklich sehr interessantes Kaleidoskop der unterschiedlichen Nationen, welche man dabei zu Gesicht bekommt.
Die Angkor Tempelanlage ist riesig und man benötigt zumindest ein Fahrrad, um sich in der Hauptanlage von Tempel zu Tempel bewegen zu können. Unser erster Ausflug führte uns zunächst zu dem etwa 25 Kilometer von Angkor entfernt liegenden „Banteay Srei“ Tempel. An diesem Tag benutzten wir mal nicht das Fahrrad sondern griffen auf ein „Tuk Tuk“ zurück. Bekanntheit erlangte dieser Tempel nicht durch seine Größe sondern durch die herausragende Art der Handwerkskunst, die ihn vollendete. Nach dem Besuch dieses Tempels ließen wir uns zur Hauptanlage zurückfahren. Dort stand dann ein Highlight auf dem Programm – der Ta Prohm Tempel. Bekannt ist dieses Heiligtum in aller Welt durch die riesigen Würgefeigen, welche scheinbar mühelos über die Jahrhunderte in das Mauerwerk gewachsen sind und dieses seitdem zum Einsturz bringen. Der Tempel stellte ebenfalls die Kulisse für Teile des Films „Lara Croft – Tomb Raider“. Im Anschluss suchten wir noch einen weniger bekannten Tempel (Preah Khan) auf. Leider begann es dann richtig stark zu regnen, sodass wir den Besuch abbrechen mussten und uns unter die schützenden Planes eines Straßenrestaurants verzogen. Da es an diesem Tag nicht mehr aufhörte zu regnen, beendeten wir den Ausflug. Zur Entdeckung des wohl berühmtesten und größten Tempels der Anlage brachen wir dann an einem anderen Morgen mit Fahrrädern auf. Die Anlage von Angkor Wat ist wirklich recht groß, trotz alledem aber übersichtlich. Und so ist es wirklich problemlos die beschriebene ruhige Ecke auf dem Gelände zu finden, um mal alles auf sich wirken zu lassen.
Zu Siem Reap noch einige Anmerkungen. Da wir zum jetzigen Zeitpunkt schon ein paar Städte mehr gesehen haben, können wir mit Fug und Recht sagen, dass diese Stadt eine der schöneren ist, zumindest was das Zentrum anbelangt. Um den Markt herum lassen sich eine Menge restaurierter Kolonialbauten finden, die zu schönen Restaurants oder Herbergen umgebaut worden sind. Ebenfalls sorgt die Lage am Fluss dafür, dass sich beim Besucher der Stadt ein „Wohlfühlklima“ einstellt.
Was kann man in der Umgebung noch entdecken? Südlich von Siem Reap ist der größte See Südostasiens gelegen – der Tonle Sap. Wer diesen erkunden möchte, sollte sich aber auf gepfefferte Preise einstellen. 15 US $ pro Person für eine 1 1/2 stündige Fahrt mit dem Boot fanden wir etwas zu teuer. Wir bestiegen stattdessen einen nahgelegenen Berg mit einem Tempel, um uns mal einen Überblick über die Gegend zu verschaffen. Der Aufstieg kostet eigentlich auch Eintritt, außer der Kassierer verschläft den „Besuch“, wie in unserem Fall.
COFCO – Waisenhaus und Familienzentrum
Am zweiten Abend in Siem Reap trafen wir auf dem Nachtmarkt auch Monze und Andreu wieder. Die beiden waren gemeinsam mit den Kindern des Waisen- und Familienhauses unterwegs, in welchem sie seit knapp 2 Monaten arbeiteten, und verteilten Flyer für die Tanzveranstaltung im Waisenhaus am nächsten Abend. Da wir sowieso die Absicht hatten, bezüglich eines Hilfsprojektes aktiv zu werden, besuchten wir Cofco – das Waisenhaus und Familiencenter – am Sonntagnachmittag und blieben bis zur Abendveranstaltung. Dreimal wöchentlich führen die Kinder dort ihre niedlichen Tanzdarbietungen auf, servieren ein typisches Khmer-Essen und zeigen den ausländischen Besuchern gern ihr Zuhause. Was wir bei unserem Rundgang im Waisenhaus erlebten, sprengte wieder einmal unsere Vorstellungskraft. Die Kinder sowie die Direktorin nebst deren Küchenhilfe leben in sehr ärmlichen Verhältnissen. Als Schlafbereich dient ein Bretterverschlag, in dem einige Betten mit Moskitonetzen stehen… kaum Platz für Privatsphäre. Insgesamt leben bei Cofco 35 Kinder im Alter von 3 bis 17 Jahren. Die Direktorin – liebevoll von allen „Ma“ genannt – ist aufgrund der Roten Khmer-Diktatur selbst ein Waisenkind geworden und gründete im Jahr 2006 das Waisenhaus. Allen Kindern wird bei Cofco eine Schulausbildung sowie ein sicherer Platz zum Schlafen und Essen… eben ein zu Hause geboten. Weiterhin erlernen die Kinder dort wichtige Skills wie Nähen, Handwerken, Montage und Tanz, die ihnen den Einstieg in ein Leben nach Cofco erleichtern sollen. Nach dem ersten Abend und dem herzlichen Empfang war für uns schnell klar, dass wir die Kinder ein paar Tage besuchen werden, um mit ihnen zu reden und zu spielen. Eine Hilfe im größeren Umfang kam für uns jedoch nicht in Frage, da sich ja bereits Monze und Andreu vor Ort engagierten. Nichtdestotrotz wollten wir dem Waisenhaus natürlich mit einer Sachspende helfen.
So besuchten wir die Kleinen und Großen jeden Tag in der darauffolgenden Woche, verteilten mit ihnen Flyer für die Besucherabende auf dem Nachtmarkt und kauften für sie Kindersachen sowie Stoffe auf dem Markt. Aus den Stoffen werden dann die älteren Mädchen unter Anleitung von „Ma“ Bekleidung für alle fertigen. Somit hat das Waisenhaus die Möglichkeit, den Kindern Fähigkeiten für das weitere Leben zu erlernen und gleichzeitig notwendige Bekleidung herzustellen. Ebenfalls brachten wir regelmäßig bei unseren Besuchen frisches Obst vom Markt mit, über welches sich die Kinder natürlich freuten. Aufgefallen ist uns, dass die Kinder wesentlich erwachsener wirken als vergleichbare Altersgenossen in westlichen Ländern. Aufgrund der allgemein schlechten Lebensverhältnisse in Kambodscha müssen die Kinder landesweit schon in jungen Jahren ihre Familien durch verschiedenste Arbeiten unterstützen und verlieren so schon früh ein Teil ihrer Kindheit, welche ja gewöhnlich durch Spiel und Spaß geprägt sein sollte. So sahen wir jeden Tag die Kinder eher beim Aufräumen, Putzen oder Essen zubereiten, als beim Spielen. Das stimmte uns recht traurig und so halfen wir auch regelmäßig Monze und Andreu bei der Gestaltung von kindgerechter Beschäftigung.
Noch ein paar allgemeine Anmerkungen. Nicht alle der hier lebenden Kinder sind typische Waisen nach europäischen Maßstäben. Einige der Kinder würden wir als Sozialwaisen einstufen. Kinder ohne Wissen um ihre Herkunft, Kinder aus sehr armen Familien vom Land, die nicht für ihre Nachkömmlinge sorgen, geschweige ihnen eine Schulausbildung ermöglichen können. Aus der Notlage heraus übergeben diese Eltern ihre Kinder, für einen gewissen Zeitraum, den Waisenhäuser der Stadt, in denen sie halbwegs umsorgt werden.
Im Laufe der „Besuchswoche“ bei Cofco lernten wir viel über diese Politik mit der Armut der Kinder und können nicht alles was wir sahen und erfuhren gut heißen. Mit dem Cofco-Management waren wir nicht immer einer Meinung, diskutierten viel und gaben ihnen jede Menge Ratschläge für eine bessere und kindgerechtere Betreuung.
Uns ist wieder einmal klar geworden, wie viel Armut es gibt und welche Auswirkungen diese hat. Unser Fazit: Nur Hilfe zur Selbsthilfe wird langfristig aus diesem Dilemma führen. Eine wichtige Komponente dabei ist die Bildung. Und hier sehen wir trotz allem Land für Kambodscha. Noch nie haben wir ein Land besucht indem so viele Menschen Englisch sprachen, ob Klein oder Groß.
Zwischenzeitlich sind wir bereits weiter in Richtung Süden an die kambodschanische Küste gereist und werden uns von dort aus das nächste Mal melden. Bis dahin bleibt gesund und ganz liebe Grüße von
Euren beiden Weltreisenden
Angie & Thomas