Location: Kapstadt
Zeitunterschied: keiner
Wetter: angenehm warm
Der Griff zum Duschbad führte letztendlich zum ersehnten Durchbruch meiner monatelagen Schreiblethargie. Die schäumende Emulsion aus dem Hause “Balea” weckte bei näherer Betrachtung mein Interesse. Neben einem “entspannenden Duscherlebnis” offerierte das Produktlabel auch noch den exotisch klingenden Duft “Ylang Ylang”.
Mein erster Gedanke platzierte das Aroma namentlich in den Großraum China, nicht aber ohne das gehörige Zweifel an meiner Einschätzung zurückblieben. Ich stellte mir im Gegenzug sofort die Frage, ob den “gemeinen Chinesen” bei der Begrifflichkeit “Latschenkieferöl” ähnliche Assoziationen quälen würden. Naja, egal. Beim anschließenden Testduschen versprühte besagtes Gel zwar eher „Chemiebudenatmosphäre“ als natürlichen Duft, aber zumindest war so porentiefe Reinigung garantiert. Um nun thematisch den Kreis zu schließen, sei angemerkt, dass die Blüten des „Ylang Ylang“ Baumes von der Kosmetikindustrie zum gleichnamigen Öl verarbeitet werden, welcher als Grundstoff für so manch duftende Essenz dient. Hauptsächlich werden die Blüten des Baumes in Madagaskar und den angrenzenden Inseln gewonnen, womit wir wieder beim Thema „Reisen“ wären. Nachdem „Ylang Ylang“ in Europa zum Endprodukt verarbeitet wurde, landete es letztendlich im Einkaufswagen eines unserer Besucher und erreichte schließlich so „fast“ wieder den Ort seines Ursprungs.
Im Rückblick auf den ersten Teil dieses Jahres bestätigt sich wieder einmal mehr als deutlich das Gefühl, der wie im Fluge vergehenden Zeit. Die wiederkehrenden Intervalle aus Tagen, Wochen und Monaten treiben beständig das sich immer schneller drehenden Rad des Lebens an. Und so waren wir auch nicht sonderlich verwundert gewesen als sich Mitte Mai bereits zum dritten Mal der Beginn unserer Reise um die Welt jährte.
Äußerlich hat der Alltag Einzug gehalten und bestimmt mit seiner Regelmäßigkeit aus Freizeit und Arbeit unser Leben. Dennoch spüren wir immernoch dieses gewisse „Wir sind auf Reise Gefühl“ in uns und verstehen daher unseren Aufenthalt in Kapstadt als temporär. Einhergehend damit fällt es uns immer noch nicht schwer, die Besonderheit unseres Lebens zu realisieren. Ohne Neid hervorrufen zu wollen, sind wir uns bewusst, dass wir in einer wunderschönen und vielfältigen Stadt mit all Ihren Annehmlichkeiten leben, was wir natürlich auch reichlich auskosten. Trotzdem stellt sich gerade an Jahrestagen rückblickend die Frage, ob sich der Schritt in ein anderes Leben „gelohnt“ hat. Eine zugegebenermaßen recht vorbestimmte (deutsche?) Frage, wohnt ihr doch schon eine gewisse Kosten-Nutzen-Rechnung inne. Mit direktem Blick auf den Tafelberg und „Enjoy the Silence“ im Ohr (…mein Arbeitsplatz) schwebt man schnell mal auf Wolke 7 und hat die rosarote Brille auf. Eine schnelle und eindimensionale Antwort auf die eigentlich komplexe Frage scheint aus unserer Sicht aber nicht zielführend. Dennoch möchten wir ein klares „Ja“ in den Raum stellen bevor wir ins Detail übergehen. Natürlich gibt es wie so oft im Leben, so auch hier, zwei Seiten der Medaille. Über die Vergangenheit mit all den Erlebnissen können wir aus heutiger Sicht natürlich trefflich philosophieren. Der Blick in die Zukunft fällt aber bei einem Leben, wie wir es führen, schon etwas ungewisser aus. Zentral dabei die immer gleiche Frage: Wie und wo soll es weiter gehen? Ungewissheit…, ein Zustand den wir in diesem Ausmaß zuvor nicht kannten, aber auch eine Chance? In diesem Zusammenhang kommen wir immer wieder auf die Frage zurück „Was würde ein Mensch in seinem Leben noch alles machen, wenn er wüsste, dass es demnächst vorbei wäre“. Ohne dieses Wissen scheint es allerdings nur allzu verständlich das sich „Homo Sapiens“ um Sicherheit und Beständigkeit im Leben bemüht und zu große Risiken scheut. Auch uns begleiten gewisse Ängste im Blick auf unserer Zukunft. Was wir in diesem Zusammenhang aber auf unserer Reise lernen konnten, ist die Erkenntnis, dass unsere Vorstellungen und Annahmen über die Welt oft nur in eine bestimmte Richtung führen und so keinen Raum für andere Sichtweisen und Standpunkte offen lassen. Und so verwundert es uns auch nicht mehr, dass mit dem Wechsel der Perspektive so manche Problematik in einem völlig anderen Licht und vor allem lösbar erscheint. Einhergehend damit bildet sich im Laufe der Zeit eine gewisse Gelassenheit aus, die den Blick auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben schärft. Zusammenfassend können wir daher für uns feststellen: Wir blicken optimistisch in die Zukunft und werden uns den dort auf uns wartenden Aufgaben stellen, um diese zu einer Lösung zu führen. Besser kann das kein Motivationstrainer sagen, oder?
Und wo wir gerade bei „Zukunft“ sind, stellt sich natürlich die Frage: „Na…, wie geht’s denn nun weiter“? Ganz genaues weiß man noch nicht, aber wir können euch zumindest verraten, dass wir gerade unsere Bewerbungsunterlagen erstellen und in Kürze mit dem Bewerbungsprozess im englischen Sprachraum starten werden. Ausgang ungewiss….???
Auch wenn es nicht ganz so toll riecht, schäumt „Ylang Ylang“ immer noch bei jedem Duschgang und erinnert mich fortwährend daran, dass ich euch noch über unsere Besucher in diesem Jahr zu berichten habe. Mein Duschbad reiste bereits im Januar im Gepäck von Angie’s Familie an. Im Anschluss folgten Anja und Stefan sowie Pietschi und Pati. Wir möchten uns in diesem Zusammenhang nochmals bei allen für die wunderschöne Zeit sowie den Transport jeder Menge nützlicher Dinge bedanken. Wir sagen daher Danke für Schuhe, Fototasche, Leinöl, Bücher, Duschbad, Kleidung, Schokolade und vor allem „EUCH“. Im Anschluss berichten wir noch visuell über den Aufenthalt unserer Lieben.
Es ist zwar noch ein wenig Zeit, dennoch werfen bereits einige wichtige Vorhaben Ihre Schatten voraus. Ihr werdet dann darüber lesen können. Das nächste Mal, so viel können wir schon vorausschicken, werden wir uns von zwei Inseln melden. Eine, ist ziemlich groß, die andere eher klein, aber nicht minder bekannt. Also lasst euch überraschen.
Bis dahin wünschen wir euch alles Gute
Eure zwei Weltreisenden
Angie & Thomas