Location: Samoa
Wetter: tropisch warm mit kurzen kräftigen Tropenschauern (meistens nachts)
Zeitunterschied: -11 Std.
Nach einem angenehmen Flug mit Zwischenstopp in Tonga und Passieren der Datumsgrenze landeten wir also in unserem nächsten Südseeparadies Samoa. Und dazu wurde uns auch noch ein Tag geschenkt: denn während wir am 21.12. Neuseeland verließen, kamen wir bereits am 20.12. (also „gestern“) in Samoa an. Toll, so konnten wir den diese beiden Tage also nochmals erleben und mit Südseefeeling füllen 🙂
Wir kamen also in Apia, der kleinen Hauptstadt Samoas an und fuhren direkt in unser Stadthotel, wo wir ein hübsches Fale im Garten bezogen. Ein Fale ist ein im samoanischen Stil gebautes Haus mit Palmendach. Dieses kann meist recht einfach, teilweise aber auch recht „luxeriös“ ausgestattet sein. (Für uns reichte natürlich wie immer die einfache Variante)
Zumeist sind die runden Fales nach allen Seiten hin offen, je nach Wetterlage und Gemüt kann man an den Seiten Bastmatten herunterlassen. Wir hatten in all unseren Fales jeweils Matratzen zur Nächtigung, die auf Bastmatten lagen…dazu ein Moskitonetz…und fertig war der Südseetraum. Also sehr idyllisch und romantisch!
Dass Samoa anders ist als die bisher in Ozeanien besuchten Reiseziele (wie beispielsweise Cook Island) haben wir sofort bei unserer Ankunft gemerkt. Hier tragen Männer noch Röcke bzw. die typischen LavaLava. Dies sind bunte oder auch einfarbige Stoffballen (wie z.B. die samoanische Polizei sie in blau trägt), die um die Hüfte gebunden getragen werden. Mädels, es sieht irgendwie sexy aus 🙂
Und überhaupt zeigte sich Samoa uns noch sehr ursprünglich. In Apia besuchten wir den Foodmarket und entdeckten endlich mal wieder leckere tropische Früchte, die auch noch bezahlbar waren. Darüber hinaus trafen wir viele sehr nette Menschen, die uns überall halfen oder sich für uns interessierten. Ja, das hatten wir in den letzten Wochen wirklich vermisst.
Die Samoaner bezeichnen ihr Land selbst als die Wiege Polynesiens. Die beiden großen Vulkaninseln Savai’i und Upolu bestechen durch landschaftliche Schönheit sowie weitgehend erhalten gebliebene traditionelle Lebensformen und Gesellschaftsstrukturen. Mit seinem tropischen, dichten Regenwald, kokosplantagen, Wasserfällen, traumhaften Sandstränden und türkisblauen Lagunen weckt Samoa Entdeckerfeeling und entspricht wirklich den Vorstellungen des friedlichen, verträumten Südseeparadieses. Besonders, wenn man in den von Dörfern und Familien vermieteten Beach-Fales wohnt, wird einem Einblick in das polynesische Familienleben gewährt. Die Samoaner leben in Großfamilien (aiga), denen ein Matei – also Häuptling oder Familienoberhaupt vorsteht. Der Matai besitzt absolute Autorität und kümmert sich um alle Familienbelange, von der Streitschlichtung bis zur Landverteilung. Intimsphäre und Privatbesitz ist in Samoa und in den Dörfern / Familien weitgehend unbekannt, alle Familienmitglieder wohnen am selben Ort bzw. auf dem gleichen Land. Wer Geld verdient, muss die Sippe oder auch das ganze Dorf unterstützen. Zumeist steht auch dem Dorf ein Matai vor. Außerdem ist Religion ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens. In jedem kleinen Dorf gibt es mindestens eine Kirche, meistens auch mehr. Viele Einheimische gehen sonntags sogar mehrfach zur Kirche.
Aufgrund der regiden Gesellschaftsstruktur wird das Leben auf Samoa von gelebten Traditionen und Regeln beherrscht. Auch für uns hieß dies, nie ein Dorf oder Land uneingeladen oder ohne Erlaubnis (Matai um Erlaubnis fragen) zu betreten. Generell sollte man bei Besuchen Kopfbedeckung und Rucksack abnehmen sowie angemessene Kleidung, d.h. Schulter- und Kniebedeckung (zumeist Sarrong) tragen und wenn möglich bei Besuchen kleine Gastgeschenke, wie Lebensmittelkonserven mitbringen. Eben alles sehr unbekannt und noch ursprünglich.
So hatten auch wir die Möglichkeit, direkt am Familienleben teilzunehmen. Nachdem wir Apia verlassen hatten, fuhren wir mit der Fähre von der Hauptinsel Upolu zur 20 km entfernten Insel Savai’i, wo wir 2 Tage und Nächte direkt am wunderschönen Strand im nördlichen Dorf Manase verbrachten und dort in einer schönen Fale wohnten. Zum Frühstück und Abendessen wurden wir per Glocke gerufen, zumeist gab es einheimische Küche – aber dort noch wenig Familienanschluss. Auf Savai’i unternahmen wir eigentlich gar nichts, fuhren mit dem lokalen Bus (kunterbunte fahrbare Untersätze mit voller „Mucke“ und es passt wirklich alles rein was geht) von und zur Unterkunft über die halbe Insel, lagen faul am Strand, plantschten im Wasser, quatschten 2 Tage mit einem anderen Weltreisepärchen und liefen – wenn überhaupt – mal zur nächsten Tankstelle um Bier und Kekse zu kaufen. Alles in allem ein sehr faules Leben eben 🙂
Zu Weihnachten wechselten wir wieder unseren Standort und fuhren zurück auf die Hauptinsel Upolu, wo wir ein Beach-Fale an der Südküste gemietet hatten. Wir haben uns den kleinen Ort Saleapaga und die Fao Fao Beach-Fale nicht ganz ohne Grund ausgesucht. Am 29. September 2009 löste ein Seebeben einen Tsunami im südlichen Samoa aus. Dabei wurden einige Dörfer komplett zerstörrt, über 100 Menschen fanden den Tod. Auch der kleine Ort Saleapaga wurde schwer getroffen, 32 Tote – die meistens von ihnen Kinder – waren zu beklagen. Die schönen Beach-Fales, die von einer rührigen Familie betrieben wurden und Einnahmequelle für das gesamte Dorf war, wurden komplett zerstörrt und dem Erdboden gleichgemacht. Alles wurde nun langsam und mühevoll wieder aufgebaut. Erste einheimische Gäste kommen wieder an den Strand, das Dorf wurde teilweise auf dem nahegelegenen Berg neu errichtet. Leider leben noch immer zahlreiche Einwohner unter menschenunwürdigen Bedingungen und bauen Stück für Stück ihr Zuhause auf – dafür benötigt das Dorf jedoch finanzielle Mittel.
Wir wohnten also in einem urigen Fale, direkt am Strand und wurden von Tapu, Rosa, Koroseta und allen anderen Familienangehörigen aufs Herzlichste aufgenommen. Alle kümmerten sich rührig um uns und freuten sich wirklich, dass wir Gast in ihrem Dorf waren. Wir wurden mit köstlicher Samoanischer Küche verwöhnt, die aus gegartem Fleisch im Erdofen (auf samoanisch Umu), Kokoscremes und -soßen aller Art, Taro- und Brotbaumfrucht, Kochbananen, Fisch, Gemüse und leckeren Früchten besteht. Dazu ließen wir uns auch gern mal ein samoanisches Vailima (Bier) schmecken. Außerdem erfuhren wir in zahlreichen Gesprächen viel über das Leben im Dorf und in einer Großfamilie. Am heiligen Abend gingen wir gemeinsam mit der Familie zur Mitternachtskirche, die in dem sich noch im Rohbau befindlichen Gemeindehaus derzeit provisorisch abgehalten wird. Von dem herrlichen Gesang des Chores werden wir sicher noch lange erzählen…
Am 1. Weihnachtsfeiertag gab es neben dem köstlichen Essen auch noch Crossing Christmas auf Samoanisch. In dem kleinen Lokal der Familie fand die Dorfdisco mit Livemusik (die Familie selbst hat klasse gesungen) statt. Ich (Angie) durfte mal mit allen Dorfhäuptlingen tanzen, während sich Thomas deren undefinierbaren Tänze erfreute. Jedenfalls hatten wir zwei eine tolle Zeit, viel Freude und ein schönes – wenn auch anderes Weihnachtsfest. Gerne denken wir an die Tage auf Samoa zurück, denn hier haben wir wirklich ein kleines Paradies gefunden.
Wir hoffen, dass all unsere Lieben daheim und auf der ganzen Welt ein ebenso schönes und friedliches Weihnachtsfest verbracht haben. Wir sind zwischenzeitlich nach Australien aufgebrochen, um in Sydney das Silvester- und Neujahrsfest zu feiern.
Bis bald und viele Grüße vom anderen Ende der Erdkugel
Eure 2 Weltenbummler