Location: Medellin
Wetter: bewölkt, Schauer, 25 Grad
Zeitunterschied: – 7 Std.
Nachdem wir am Dienstagmorgen nach zwölfstündiger Fahrt in Medellin angekommen sind, bezogen wir zunächst ein wunderschönes Hostel (Casa Kiwi) in der Partyzone von Medellin – Zona Rosa.
Allen Unkenrufen zum Trotz erlebten wir Medellin bei unserer Ankunft als eine saubere, wunderschön grüne und quirrliche Metropole. Medellin befindet sich, schön eingebettet, in einem auf 1500 Meter liegenden Tal. An den Hängen des Tales erstrecken sich größtenteils die ärmeren Stadtbezirke bis auf fast 2500 Meter Höhe. Das Tal wird vom Rio Medellin durchschnitten und von der von Nord nach Süd verlaufenden Metro. Die Schnellbahn hat dann einige Abzweigungen nach Ost und West, welche aufgrund der Tallage als Seilbahn ausgelegt wurden. Im Gegensatz zu den vergangen dunklen Zeiten kann man sich hier frei bewegen, ohne Angst haben zu müsssen, im nächsten Moment Opfer eines Verbrechen zu werden. Die Stadt hat in den letzten Jahren eine sprichwörtliche Metamorphose durchgemacht. Der stetig umtriebige Bürgermeister verpasste der Stadt eine Reeinigungskur, ließ die Metro bauen und ist ständig bemüht die Sicherheitslage zu verbessern. Ebenfalls wurden neue Industriezweige ansässig, um die Einkommensverhältnisse der Bevölkerung zu verbessern. Auch den Menschen ist anzumerken, dass sie das noch relativ neue Gefühl eines unbeschwerten Lebens, was die Sicherheit betrifft, ausleben. Die Zeiten von täglichen Bombenterror zwischen den Drogenkartellen ist vorbei. Ein Einheimischer sagte uns, dass der Drogenhandel immernoch floriert. Dies geschieht aber im Gegensatz zur Escobars Zeiten im Verdeckten. Ebenfalls lässt es der Staat nicht mehr zu, dass sich riesige Mafiastrukturen als Staat im Staat bilden und der Regierung auf der Nase herum tanzen.
Als Tourist in Kolumbien, also auch in Medellin, ist man immernoch ein Exot. Alle Menschen schauen einen an, als wenn man vom Mond aus direkt in Medellin gelandet wäre. Nichtdestotrotz sind die Menschen hier völlig aufgeschlossen, sprechen einen ständig an und fragen woher man kommt. Ebenfalls für Europäer eher ungewohnt ist die nicht zu übertreffende Hilfsbereitschaft aller Kolumbianer. Wir hätten schon hier in Medellin allein mehrere geführte Touren durch die Stadt machen können. Die Menschen sagen immer: „Ihr seit doch hier fremd und kennt niemanden – ruft ruhig an, wir können etwas unternehmen“. Als vorsichtiger Europäer überlegt man im ersten Moment erst einmal, ob der Kolumbianer etwas im Schilde führt. Man merkt aber schnell, dass dem nicht so ist. Sie sind einfach immer nett, freundlich und hilfsbereit.
Schon am Tag unserer Ankunft unternahmen wir am Nachmittag einen Ausflug in die Stadt. Von unserem Hostel aus liefen wir zu ca. 15 Gehminuten entfernten Metrostation und fuhren in Richtung Norden. Dort wechselten wir übergangslos in die Seilbahn und fuhren die Armenviertel den Berg hinauf. Leider war an diesem Tag die letzte Seilbahn, welche zum über den Talrand gelegenen Naturpark führt geschlossen, sodass wir nach einem kurzen Rundgang wieder die Rückreise antreten mussten. Beeindruckend dabei war aber die komplett verschachtelte Bauweise an den recht steilen Berghängen, bei der ein Haus in das Nächste überging. Anzumerken ist ebenfalls, dass die gesamte Gegend zwar einfach in ihrer Bauweise war, man aber nicht den sonst üblichen Berg von Müll und Abfall vorfand. Die Menschen lebten unserem Eindruck nach sehr einfach aber glücklich. Das Häusermeer wurde öfters nur von einem an den Berg gebauten Spiel-/ oder Fußballplatz unterbrochen, welche aus der Entfernung wie eine Insel auf hoher See auf uns wirkten. Nach den ersten Eindrücken traten wir den Heimweg an. Nach unserer Rückkehr ins Hostel ließen wir uns am Abend nur noch ein warmes Essen schmecken bevor wir im Bett versanken.
Den nächsten Tag ließen wir dann erstmal gemütlich angehen. Beim Cecken der E-Mail kam dann wieder Vorfreude auf, denn Miranda hatte ihre Ankunft in Medellin für den nächsten Tag angekündigt. Am Nachmittag unternahmen wir dann die Pablo Escobar Entdeckungstour. Zwei Einheimische holten uns dazu vom Hostel mit ihrem Kleinbus ab und fuhren mit uns einzelne Stationen seines Lebens in Medellin ab. Neben vielen interressanten Hintergrundinformationen zum Leben von Pablo Escobar sowie dem allgemeinen Leben während seiner „Schaffensphase“ fuhren wir zu einzelnen markanten Stationen in der Stadt. Darunter waren unter anderem das Headquater seines Kartells, sein erstes Wohnhaus in Medellin, mehrere Krankenhäuser und Wohnhäuser die er bauen ließ, den Ort wo er erschossen wurde sowie sein Grab. Insgesamt erlebten wir eine sehr spannende und interressante Tour. Vor allem die Info`s aus erster Hand gaben der Tour die gewisse Würze.
Am nächsten Morgen war es dann soweit. Miranda traf im Hostel ein. Nach einem reichhaltigen Begrüßungsfrühstück entschieden wir uns am Nachmittag zu einer Tour in die Stadt aufzubrechen. Dabei passierte es, wie so oft in Hostels, dass sich zufällig weitere Backpacker zur Tour hinzugesellten. Ein Australier, Jehan, wurde von Miranda aus dem Dorm mitgebracht und auf der Terrasse trafen wir noch Tine aus der Heimat. Nach den üblichen eingehenden Gesprächen starteten wir dann. Wir fuhren nochmal mit der Metro bis zur Seilbahn. Dieses Mal hatten wir aber Glück und konnten auch die letzte Seilbahn zum Park nutzen. Dort liefen wir ein wenig in dem recht europäisch wirkenden Naturpark umher und ließen uns in einer nahegelegenen Lokalität ein Bierchen schmecken. Da sich im Anschluss der Himmel zuzog, mussten wir die Heimreise antreten. Auf dem Rückweg statteten wir dem hiesigen Supermarkt noch einen Besuch ab. Jehan hatte sich angeboten am heutigen Abend das Kochen zu übernehmen, gemeinsam mit seinem australischem Freund Nick. Schon beim Kauf der Ingredentien kamen wir ins Staunen, was es heute Abend wohl geben wird. Im Hostel dann folgte ein fast zweistündiger Kochmarathon. Zum Schluss wurden dann selbstgemachte Gnoggis mit einer sehr köstlichen Soße serviert. Lecker…
Den restlichen Abend ließen wir dann gemütlich bei ein paar Bierchen ausklingen. Am nächsten Tag gingen wir dann zu Viert auf Tour in die Stadt. So und nun kommen wir zur Auflösung bezüglich der Headline dieses Artikels. Angie und Miranda hatten sich in den Kopf gesetzt, in der Stadt Schuhe zu kaufen, damit sie diese am Abend zum Ausgehen anziehen konnten. In Medellin gibt es in der Innenstadt wirklich viele Geschäfte. Das Problem dabei ist, dass es sich dabei zu gut 70 % um Schuhgeschäfte handelt. Jeder Mann kann sich nun vorstellen wie der Nachmittag ablief…
Es gab Schuhe, Schuhe, Schuhe… in allen Facetten, allen Farben und Größen, nur den Schuh zu finden, der den optischen Ansprüchen genügt, die richtige Größe hat und nicht zu teuer ist – ein Krampf ohnegleichen. Zumindest hatte alles für Angie ein gutes Ende. Ein Paar Schüh’chen konnten gefunden werden. Unglaublich. Aufgrund dieses Umstandes überlegte ich mir heute eine Überschrift. Ich setzte ein Wort aus Medellin und Schuhen zusammen. Medezapatos (Zapatos – Schuhe auf spanisch).
Das lustige an der ganzen Sache war, am Abend waren die Mädels so geschafft, dass sie keine Lust mehr hatten sich umzuziehen. So trug Angie dann Trekkingsandalen zum Ausgehen. Unvorstellbar in Deutschland.
Der Abend war dann auch ein bisschen stressig, da unsere australischen Freunde irgendwie andere Vorstellungen vom Ausgehen hatten. Es wurde dann zu einem Barrunning im sprichwörtlichen Sinne. Von einer Bar zu nächsten… und irgendwie war keine Bar so richtig passend. Wir klingten uns dann so gegen halb zwei aus und ließen es dabei. Nichtdestotrotz waren die Aussis sehr lustig.
Am heutigen Tag gingen Miranda und Angie am Nachmittag dann nochmal shoppen in der Stadt. Ausgang zu Redaktionsschluss noch ungewiss. Ich (Thomas) blieb im Hostel und schrieb diesen Bericht.