Die Korrekturen

Location: Kapstadt
Wetter: am Tage warm, nachts kühl – Wintersaison
Zeitunterschied: derzeit kein Zeitunterschied

Ein geregeltes Leben mit geordnetem Tagesablauf? Früh aufstehen und arbeiten gehen? Und das alles an einem Ort? Attribute die nicht so recht auf einen Reisenden passen wollen. Wir wollen die temporäre Landung in einem Leben, das dem zuvor ähnlich scheint, versuchen… ein bisschen entfernt von zu Hause aber vor allem unter anderen Voraussetzungen. Unser Motto dazu lässt sich am besten mit den Worten Maxim Gorkis beschreiben: „Wenn die Arbeit ein Vergnügen ist, wird das Leben zur Freude“.

Auf den ersten Blick mutet in Kapstadt vieles europäisch an und man könnte fast die gewohnte Normalität hinter den Fassaden vermuten. Doch der erste Eindruck täuscht. Kapstadt tickt deutlich langsamer als „Burn out Deutschland“. Als Bonbon rahmt noch eine wunderschöne Kulisse das Ganze ein und das Wetter lässt sich auch nicht lumpen… man ist fast geneigt zu sagen, dass nur noch die berühmte Kreditkarte mit einem freien Verfügungsrahmen fehlt, um das Leben hier zum Schlaraffenland werden zu lassen.

Aber nun mal im Ernst; wer möchte, kann hier den geordneten Ausstieg aus dem „Hamsterrad“ vollziehen, vorausgesetzt man bringt ein gewisses Maß an Bescheidenheit und die nötige Einstellung mit. Entspannt auf Arbeit gehen, einen wunderschönen Arbeitstag verleben und glücklich wieder nach Hause fahren, ohne Arbeit mitzunehmen, ja das ist hier möglich. Wo soll die Reise hingehen, könnte man im übertragenen Sinne fragen. Wir möchten Arbeit als einen angenehmen Teil des Lebens verstanden wissen, der Spaß macht, uns ernährt, erfüllt und somit unser Leben insgesamt bereichert. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass das recht naiv klingt, richtig, das ist es vielleicht auch. Eventuell sind wir auch suboptimal für die Zukunft aufgestellt. Vielleicht. In unseren Augen ist es aber weitaus naiver so weiter zu machen, wie es in Deutschland in einigen Branchen üblich ist.

Eng verbunden mit dieser Frage ist der Sinn des Lebens. Leopold… oder Schönhauser? Fiktion oder Realität? Und warum muss sich eigentlich unsere Welt immer schneller drehen. Wer sich nun aus dem „gesellschaftlichen Hamsterrad“ meldet und dann stolz über seine „ ICH bin extrem wichtig und muss immer und überall per Smart Phone erreichbar sein, um auch noch spät in der Nacht an Dingen arbeiten zu können, die Morgen eh keinen mehr interessieren“ Einstellung wichtig findet, genau dich, ja dich armselige Kreatur meinen wir. Streben nach Fortschritt finden wir übrigens wirklich super …. aber müssen deshalb „Eitelkeit und persönliche Belange“ das Fundament ganzer Wirtschaftszweige sein? Macht gilt in diesem Zusammenhang als wichtiges Stilelement, gelegentlich wird es auch als „Gestaltungswille“ verklärt. Man möchte Dinge nach seinem eigenen „Gut Dünken“ verändern oder kreieren… „Gott spielen im kleinem Rahmen“. Kindheitsträume aus dem Sandkasten werden zu substituierten Firmengeflechten im Hier und Heute. Man könnte fast meinen das „freudsche Über – Ich“ hat jene Charaktere übergangen. Warum muss das olympische Motto „Schneller, weiter, höher“ nur so exorbitant geweitet werden, dass ganze Generationen dem Wahn nach „Arbeiten zu müssen“ verfallen?

„REN(N)DITE“?

Es ist doch kein Geheimnis, dass Formel 1 Motoren nur eine gewisse Zeit ihren Dienst erfüllen. Danach kommt ein „Neuer“ und das Hamsterad dreht sich weiter. Der Irrglaube in das System gebärt immer neue Generationen die dem „Renditewahn“ hinterher jagen.

Ihn dauerhaft einzufangen, gelingt aber fast nie, wie das Beispiel eines recht autokrat geführten Kaufmannsladen in den letzten Tagen gut aufgezeigt hat. Oft wähnt man ihn zum Greifen nah… doch dann öffnet sich plötzlich der Abgrund und der tiefe Fall setzt ein. Während dieser Phase stellt sich dann oft die Frage, wo bei all der rasanten Entwicklung denn nur die Fallschirme produziert wurden, für die, die sie nun am dringendsten bräuchten???

Liebe Vorstandsvorsitzenden, CEO` s und Geschäftsführer… ihr Unternehmen ist bei all diesen Schilderungen natürlich nicht gemeint. Wir sprachen hier nur von ganz fernen unappetitlichen Geschichten. Aber vielleicht, in nicht ganz ferner Zukunft, stehen Sie vor ähnlichen Fragen wie ihres Gleichen…

Sie werden bestimmt noch anmerken wollen, dass ohne Sie Deutschland heute nicht da wäre, wo es sich jetzt befindet. Da haben Sie nun aber ausnahmsweise wirklich mal Recht.

„our time is limited… open your mind…change your behavior

Ganz liebe Grüße

Angie und Thomas

 

PS: Lieber Jonathan, verzeihe mir den geistigen Diebstahl deines Titels. Ein anderer hätte aber nicht gepasst.

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