Location: Mendoza / Argentinien
Wetter: frühlingshaft
Zeitunterschied: -5 Stunden
Viele haben sicherlich bereits auf unseren neuen Bericht gewartet. Wir haben es vorgezogen, einfach mal zu reisen und die langsame Internetverbindung in Bolivien zu ignorieren. Aber hier sind nun endlich die News der letzten Tage…
Nachdem wir uns Lima, Arequipa und Puno (am Titicacasee) in Peru angesehen hatten, sind wir wie geplant nach Bolivien weitergereist….und Bolivien hat uns gut gefallen. Zunächst haben wir für ein paar Tage am fast 4.000 m hochgelegenen Titicacasee – der zu 60% zum Territorium Perus und zu 40% zum bolivianischen Territorium gehört – gestoppt. Die bolivianische Seite empfanden wir als schöner, ruhiger und angenehmer.
Hier haben wir wiedermal Backpackerlife, nette Bekanntschaften und die Sonne genossen. Abends war es dagegen am See ganz schön kühl und wir haben uns des Nachts in unsere dicken Decken bzw. Schlafsäcke gehüllt…brrrrrr. Während unseres Aufenthaltes haben wir auch die bekannte Isla del Sol (Sonneninsel) auf bolivianischer Seite besucht und dort eine kleine Wanderung in gemütlicher Gruppe ins Auge gefasst. Nach 2-stündigem Bergaufschnaufen in 4.000 m Höhe – PS: die Travelagentur hatte uns versichert, dass es bergab und ziemlich easy going geht – haben wir uns entschlossen, doch das Boot vom Norden in den Süden zu nehmen, dort lieber gemütlich ein Käffchen zu trinken und auf die anderen Wanderkollegen zu warten 🙂 hmmm, so hatten wir zwei zumindest ein leckeres Mittagsmahl…entgegen unseren erschöpften Reisebekanntschaften.
Als wir „genug“ vom See und der Umgebung gesehen hatten, sind wir mit Avivit und Shlomie (ein israelisches Freundschaftspaar) und Florine aus der Schweiz weiter nach La Paz gereist und haben uns dort im netten Loki-Hostel einquartiert. Das Loki gilt in Backpackerkreisen als Partyhostel. Wir empfanden es nicht so extrem, man hat sich eher in der netten Bar zum Bierchen und Feiern getroffen – unser Zimmerchen war absolut ruhig. Wir habens genossen.
La Paz ist beeindruckend…insbesondere seine Lage auf gut 4.000 m Höhe. Die Stadt mit 1,5 Mio. Einwohnern erstreckt sich über ein beeindruckendes Tal, im Hintergrund die imposante Kulisse des schneebedeckten Illimani mit 6.400 m. Schwindelerregend und gleichsam schön. Man kann sich nur schwer verirren in dieser lauten, hecktischen, von Leben pulsierenden Stadt – es gibt nur eine Verkehrsachse „den Prado“, von dem aus sich viele kleine, manchmal kopfsteingepflasterte Straßen nach oben schlängeln. Des Backpackers Hauptproblem: Man kommt ganz schön außer Atem. So verfolgten auch wir die Tipps der Einheimischen und ließen es langsam angehen. Maté de coca hilft übrigens gegen die Schwächeanfälle. Mir (Angie) hat er sogar ganz gut geschmeckt…und er hat mir bei den Aufstiegen geholfen. Thomas hat sich nicht getraut, Cocatee zu trinken…ein bisschen zu brav der Junge 🙂
Gemeinsam mit unseren neuen Freunden haben wir La Paz entdeckt, lecker gegessen und unsere Weiterreise geplant. Ursprünglich hatten wir vor, in La Paz zu arbeiten. Leider hat sich unser Kontakt nicht zurückgemeldet und das vom Hostel angebotene Projekt hatte gerade keinen kurzfristigen Bedarf. Wir haben uns entschlossen, ein längerfristiges Projekt mit Kindern in Asien anzupeilen und uns aufgrund des verlängerten Aufenthaltes in Afrika dort ebenfalls langfristig zu engagieren. Sobald wir Neues wissen, werden wir ausführlich berichten….
Von La Paz aus sollte unsere Reise zunächst weiter nach Nordchile gehen – denn wir erwarteten BESUCH aus Deutschland bzw. der Schweiz. Pietschie wird mit uns 6 Wochen in Südamerika reisen!
So haben wir in La Paz ausgiebig (wir waren fast einen ganz Tag auf der Suche) nach einem guten, sicheren und planmäßigen Bus gesucht. Unsere Wahl fiel auf Pullman Ayca – ein absoluter Fehlgriff. Bis auf die Abfahrt in La Paz, die wirklich planmäßig verlief, ging sonst alles schief. Unweit vom städtischen Busterminal hat die Busgesellschaft im oberen „Armenviertel El Alto“ viele weitere Passagiere aufgelesen und der Bus war überfüllt. Also wieder Rucksäcke sichern und auf dem Schoß behalten…und das geplante 8 Stunden lang. Suuuper. Dem nicht genug haben an der bolivianisch-chilenischen Grenze genau diese 17 Passagiere keine Einreise nach Chile erhalten. Bis dahin wars für uns noch nicht so schlimm, unsere Papiere waren ja in Ordnung (wir hatten ja auch nicht vor, in Chile zu arbeiten) und der nette Grenzbeamte hatte uns zu unseren bisherigen 9 einen weiteren Einreisestempel hinzugefügt. Prima – der Weg war frei und die Entfernung zu unserem Pietschie würde bald kürzer und kürzer werden. Schließlich saß er bereits im Flugzeug nach Santiago de Chile, wo wir ihn treffen wollten. Doch um dorthin zu kommen, mussten wir am nächsten Morgen unseren gebuchten Flieger von Arica bekommen. Alles easy…bis dahin. Doch weit gefehlt. Offensichtlich hatte die Busgesellschaft des öfteren Probleme mit zahlreichen Rückkehrern, ganz im Gegenteil zu den vielen anderen Busgesellschaften, die zahlreich an der Grenze an uns vorbeifuhren. Und dabei hatte uns die „nette Dame“ am Schalter doch versichert, dass gerade Ayca Pullman die Gesellschaft sei, die am unkompliziertesten den Grenzübergang Bolivien – Chile passiere….haha. Wir warteten und warteten. Nach unzähligen Minuten hatte man sich entschlossen…oder wir wurden gezwungen, die „Nicht-Einreisefähigen“ mit unserem Bus auf die bolivianische Seite zurückzubringen. Dazu muss man sagen, dass die beiden Grenzstädte ca. 5 km auseinanderliegen. Also wieder zurück. Wir waren schon ziemlich genervt, eine chilenische Passantin bestätigte unseren Ärger…Aber es sollte noch besser kommen. Auf dieser „Rückreise“ bleib in völliger Einöde, auf 4.400 m Höhe im Nichts plötzlich unser Bus stehen und dachte nicht mehr daran, sich in Fahrt zu setzen. Und liebe Damen wie das so ist; 20 Männer schauen in den Motor hinein, philosophieren, probieren…aber KEINER kriegt den Motor zum Laufen. Wir waren noch mehr genervt. Ohne Essen, ohne Getränke standen wir nun auf einem Hochplateau inmitten vom Nichts. Die „netten“ Rückreiser wurden zu ihrem Glück von einem anderen Bus nach Bolivien mitgenommen, aber wir??? Wir saßen erstmal fest! Natürlich wurde uns ein Ersatzbus versprochen, der von La Paz kommen sollte…in 3 Stunden. Klar doch, wir glaubten den Herren kein Wort. Und so warteten wir erstmal auf bessere Nachrichten, immer die Uhrzeit im Kopf – denn unser Flugzeug nach Santiago sollte ja am darauffolgenden Morgen in Arica starten. Wir warteten. Irgendwann brachten uns Grenzbeamte Essen, was sich aus Reis, Gemüse und undefinierbarem Fleisch zusammensetzte und unser Busbegleiter hatte noch ein paar Flaschen Fanta aufgetrieben. Doch das alles stimmte uns nicht fröhlicher. Zu allem Übel saßen wir in einem Mercedes-Bus, bei dem die Hydraulik ausgefallen war. Alle Gepäckfächer ließen sich deshalb auch nicht mehr öffnen. Wir saßen fest und ohne Aussicht, unser Gepäck „jeh“ wiederzusehen. Schei…deutsche Technik! Als der herumspazierende Busfahrer dann auch noch beiläufig gestand, es ist ja ein Bus unterwegs, aber unser Gepäck würden wir erst am nächsten Tag erhalten, war es mit der Beherrschung vorbei. Ich (Angie) stürmte noch mit der Gabel in der Hand und mit halbseitigen Tötungsabsichten zum Busfahrer und animierte ihn – leider nicht mehr höflich – das Gepäckfach aufzubrechen…egal wie. Denn wer irgendwie schon mal in diesen Breitengraden unterwegs war, weiß dass unser Gepaäck in solch einem Fall nie mehr gesehen ward…
Meinem Unmut zurecht stimmten mir die einheimischen Buspassagiere zu und gemeinsam taten wir uns ans Werk. Nach langem hin und her war dann das Gepäckfach offen und wir glücklich, wenigstens unsere Rucksäcke wieder zu haben – wenn auch immernoch in der Einöde, zwischen zwei Grenzen und im Nichts. Wir haben eine ganze Weile überlegt, aber nach 6 Stunden Festsitzen nicht mehr daran geglaubt, dass ein neuer Bus kommen würde. Und die Angst der Grenzübergang in Chile würde schließen, wurde immer stärker. Denn dann könnten wir unseren Flug am Morgen vergessen…
So blieb uns nichts anderes übrig: Da uns kein anderer Bus mitnahm oder auch nur daran dachte, wenigstens anzuhalten, schnallten wir die Rucksäcke um und machten uns auf den Weg zurück per Fuß. Wir schafften die 3 Km, wenn auch schwer. Ich war wütend, mir kamen die Tränen, der Atem blieb mir in 4.400 m fast weg – der Weg war kaum zu schaffen. Zu allem Überfluss setzte ich mich bei einer kleinen Rast auch noch in einen Kaktus – welch ein Glückstag! Aber wir haben die Grenze erreicht und glaubten dort unseren Augen nicht. Mit unserer Ankunft dort fuhr unser eigentlicher Bus ein, den irgendein Freizeit-Handwerker doch noch zum Laufen gebracht hatte. Was für ein Tag! Aber schlussendlich konnten wir unsere Reise nach Arica doch noch fortsetzen, dort auf dem Flughafen übernachten und den Flieger planmäßig erreichen. Man war die Freude groß, als wir Pietschie am Flughafen in Santiago endlich in die Arme schließen konnten. Und dabei wäre fast alles ins Wasser gefallen…Ein ganz normaler Reisetag eben: aufregend, mörderich und nervend – und dann wünscht uns die Busgesellschaft auch noch eine glückliche Reise (Feliz Viaje).
Heute können wir beide glücklicherweise über unseren Horrertrip lachen, danke Ayca Pullman!
Nun genießen wir erstmal unsere Reise zu dritt, leckere Steaks in Chile und Argentinien, die Landschaften und köstliche Weine. Mehr dazu gibts bald…
Viele Grüße
Eure 3 Traveller
Hallo Ihr Drei!!!!
Ich wünsche euch ganz viel Spaß zusammen. Schön, dass ihr jetzt mit einem engen Freund zusammen reist. Da kann man doch die turbulante Reise zum Wiedersehen in einem anderen Licht sehen.
Genießt eure gemeinsame Zeit.
ganz liebe Grüße
Anja & Stefan