Von Quito über El Oriente in den Süden

Location: Lima /Peru bis La Paz / Bolivien
Wetter: Warme Sonnentage und kühle Nächte
Zeitunterschied: – 7 Stunden

Zurück vom Norden haben wir uns wie geplant mit Rhena, Héctor, Tristan und Naima in Quito getroffen. Rhena lebt mit ihrer Familie seit 4 Monaten in Quito…genauer gesagt in dem kleinen, hübschen Dorf Cumbayá östlich von Quito.

Rhena kommt ursprünglich aus Deutschland, Héctor aus Chile und die beiden Kids sind in Mexico und Chile geboren…multikulti eben. Wir haben die Vier in Mindo beim Canopy kennengelernt und danach in einem Kaffee ein ausgiebiges Pläusch`chen gehalten 🙂 und so kam es, dass uns Rhena und Héctor zu sich nach Hause einluden. Wir waren begeistert. Die Vier leben in einem wunderschönen Haus mit Blick auf das nahegelegene Valley…ein Traum! Bei Café und Eiscreme haben wir geschnattert…und geschnattert…, so dass wir doch tatsächlich unseren Spaziergang in das Dorf verpasst haben. Aber es war eben einfach zu nett…und was solls, irgendwann kommen wir bestimmt wieder. Es war sehr interessant, mit Rhena über ihre Arbeit und das Leben in Lateinamerika zu sprechen. Rhena ist für eine große deutsche Entwicklungshilfegesellschaft  tätig und engagiert sich vornehmlich im Naturschutz. Wow…spannend!
Und so verbrachten wir gemeinsam einen wundervollen Nachmittag und Abend. Es fiel uns beiden sehr schwer, den Heimweg ins Hostel anzutreten – und dann war auch noch der Taxidriver super pünktlich. So ein Mist, wenn man schon mal auf eine Verspätung hofft..Danke ihr Vier für den tollen Tag.

Dank Rhena haben wir auch unsere Reisepläne wiedermal geändert. Statt gleich in den Süden zu düsen, hat sie uns die Provinz Napo im El Oriente empfohlen. Danke Rhena, das war ein super Tipp – wir haben oft an euch gedacht…
Und so kam es, dass wir zwei am darauffolgenden Tag den Bus  – statt nach Banos – nach Tena ins El Oriente nahmen. El Oriente liegt im Osten des Landes, da wo die ecuatorianischen Anden in das Amazonasbecken abfallen. Und wir tauchten ein in das Leben am Rande des Amazonas.
Es war herrlich. Wir mieteten uns in der idyllisch gelegenen HAKUNA MATATA-Lodge ein. Die Lodge ist ein Kleinod zwischen den Anden und dem Amazonas im völligen Grünen am Fluss Misahualli nahe der Kleinstadt Archidona. Die Lodge wurde von einem holländisch-belgischen Paar erbaut und bietet heute 20 Einheimischen nicht nur einen Arbeitsplatz sondern auch eine Wohnmöglichkeit. Das hat uns gut gefallen.
Schon die Anfahrt zur Lodge gestaltete sich auf der Ladefläche eines Pick-ups über Brücken als Erlebnis. Angekommen…und wir fühlten uns sofort heimisch. So verbrachten wir die Tage mit Faulenzen in der Hängematte, Wandern am Fluss und im nahegelegenen Regenwald, mit megaleckerem Essen im Lodge-Restaurant „Pangaea“ und mit Octavio. Octavio ist Angestellter und rechte Hand der Besitzer. Als Angehöriger des Quechua-Indianerstammes kennt er sich vorzüglich im Amazonasbecken und im Dschungel aus. Gemeinsam mit ihm machten wir uns auf den Weg in das Areal Ayhuano zum Hafen, um mit einem Kanu auf dem Rio Arajuno und dem Rio Napo – welcher als Fluss in den Amazonas mündet – umherzuschippern und die Natur und die Einwohner näher kennenzulernen. Wir besuchten die Wildtierauffangstation „amaZoonico“ und die Selva Viva. Der amaZoonico ist ein im Jahr 1993 von einem schweiz-ecuatorianischen Paar gegründetes Tierschutzprojekt und beherbergt viele Wildtiere wie Affen, Ozelots, Papageien oder Tukane, die auf Märkten und Flughäfen beschlagnahmt oder verletzt bzw. ausgesetzt aufgefunden wurden. Oftmals handelt es sich um derart verstörte Tiere, dass es schwer möglich ist, diese wieder auszuwildern. Ein Drittel der Tiere stirbt aufgrund ihrer Verletzungen bereits am dem Weg zur Auffangstation oder nur wenige Tage danach, ein weiteres Drittel der Tiere – jene die gesund, ausgewachsen und scheu sind – können ausgewildert werden. Das letzte Drittel der Tiere erfüllt diese Kriterien leider nicht und verbleibt auf der Station – in Freiheit oder schützenden Gehegen. Für uns gab es viel Interessantes über die Tiere selbst und die Arbeit der fleißigen Volunteere zu erfahren. Dabei begleitete uns eine sehr lustige und liebenswürdige Affendame, die in Freiheit auf der Station lebt. Der angrenzenden Schutzwald „Selva Viva“ gibt den ausgewilderten Tieren ein neues Zuhause. Gemeinsam mit der Indiogemeinschaft von Ahuano wird daran gearbeitet, den Regenwald zu schützen und diesen nachhaltig zu nutzen. Jagd und Abholzung sind in diesem Areal strengstens verboten. So werden von der privaten Organisation wichtige Informationen zu zahlreichen Themen wie beispielsweise Abfallentsorgung, Auswirkungen der Erdölbohrungen und Pestizideinsatz in der Landwirtschaft geliefert. Die Volunteere geben außerdem Unterricht in Umwelterziehung und Englisch in der Dorfschule. Ebenfalls wird das Projekt von Schulklassen und einheimischen jungen Erwachsenen besucht, um ihnen den Nutzen und den Schutz ihrer Umwelt näher zu bringen.
Der amaZOOnico und die Selva Viva sind private Projekte, die sich ausschließlich über Eintritte, Spenden und den Verkauf von Handarbeiten der Indiogemeinschaft finanzieren. Und so konnten wir mit unserer kleinen Spende einen kleinen Beitrag zum Erhalt der wunderbaren Natur beitragen.
Im Rahmen einer ausgiebigen Wanderung mit Octavio durch den Primär- und Sekundärwald des Dschungels konnten wir viel über das Leben und die Naturschätze des Amazonaswaldes lernen. Und so erfuhren wir auch, dass es Ameisen gibt, die etwas nach Limone und Essig schmecken. Jaaa, wir haben sie gegessen – lebendig natürlich. Uuuund wir leben noch 🙂
Darüber hinaus erfuhren wir viel Spannendes über die natürlichen Heilkräuter des Dschungels – und wir hatten uns schon gefragt, warum es kaum medizinischen Einrichtungen gibt??? Die Einheimischen Quechua-Indianer gehen noch heute eher zu einem Schamanen (öffentliche Figur der indianischen Identität, Führer und Experte in der traditionellen Medizin), als zu einem Doctor. Überhaupt spielen Rituale eine wesentliche Rolle im Leben der Quechua-Indianer. Gemeinsam mit Octavio besuchten wir eine Familie in der Kommune Pakai Chicta. Wir erfuhren einiges über ihr Leben, über ihre Rituale und Gewohnheiten – ihr Leben unterscheidet sich noch immer sehr von der restlichen Kultur des Landes. Gemeinsam ernteten wir Yucca und tranken ein wenig Chicha de Yucca – ein Saft der Yuccafrucht. Bäh, schmeckt aber nicht sonderlich gut. Wir spielten noch ein wenig mit den Kindern, erzählten und verließen das Dorf und die Familie mit einem komischen Gefühl. Es ist so erstaunlich wie ärmlich diese Menschen leben und die Kinder aufwachsen. Ganz neu besitzt die Kommune nun einen Wasserbrunnen, was uns sehr erfreut. Noch immer sterben in dieser Gegend viele Kinder an Cholera durch verunreinigtes Wasser. Der Brunnen ist allerdings ein Geschenk der nahegelegenen Baufirma, denn unweit des Dorfes wird ein Flughafen gebaut. Er wird das Leben der Menschen hier verändern, ihnen aber nicht zu Reichtum oder Wohlstand verhelfen, sondern eher Tourismus, Industrie und Umweltverschmutzung bringen – das macht uns ärgerlich. Wir können nicht verstehen, wie die Regierung das zulassen kann. Aber: Geld regiert die Welt…wie überall…

Unser Budget und die Zeit im Blick haben wir schließlich von Hakuna Matata, Octavio und seiner Frau und vom Amazonasbecken Abschied genommen. Aber nicht ohne zuvor nochmals Octavios eigenes kleines Projekt anzusehen. Octavio hat unter anderem Ökotourismus studiert und engagiert sich sehr für den Erhalt der Umwelt. So hat er auf dem Lodge-Areal ein kleines Ranarium gebaut und züchtet dort Frösche des Dschungels. Wir hatten Glück und konnten 4 der 6 Spezies (darunter auch giftige) bestaunen.

Unser Weg führte uns weiter in den Süden Ecuadors. In Banos, einer eher touristischen Thermalbadstadt, machten wir Halt, schlenderten durch den gemütlichen, kolonialen Stadtkern und genossen den Ausblick auf die umliegenden Berge und den Vulkan Tungurahua bevor wir weiter nach Cuenca reisten. Cuenca ist die drittgrößte Stadt Ecuadors und zeigte sich in einer kolonialen Pracht. Es gibt hübsche Plazas, kopfsteingepflasterte Straßen und schöne Kolonialhäuser oberhalb des grünen Ufers des Rio Tomebamba. Hier haben wir von Ecuador Abschied genommen. Wir haben nochmals einheimisch gespeist und Cuy (Kinder jetzt mal weghören: MEERSCHWEINCHEN) probiert. Nicht ganz so unser Fall. Meerschweinchen werden in den Andenländern zum Zwecke des Verspeisens gezüchtet. Sie werden am offenen Feuer gebraten und mit Kartoffeln und Mais gereicht. Naja…es schmeckt zwischen Huhn und Kaninchen.
Schlussendlich kann man sagen, dass wir in Ecuador ein bisschen Startschwierigkeiten hatten, aber es uns dann doch sehr gut gefallen hat…vorallem wieder einmal das Zusammentreffen mit sehr lieben Menschen. Die Natur in Ecuador ist unbeschreiblich, grüne Täler und Andenhänge schlengeln sich durch das Land. Die Tierwelt ist sagenhaft. Außerhalb Quitos trifft man noch sehr viele Indigenas und Völker, die ihre Kultur beibehalten – das fanden wir toll. Grundsätzlich ist Ecuador ein Land, das mindestens einen zweiten Besuch wert ist.

Zwischenzeitlich sind wir durch Peru gereist und in Bolivien angekommen. Alle Perufans müssen wir leider enttäuschen – wir haben Peru nicht ausgiebig bereist und befanden uns bei „Redaktionsschluss“ bereits auf dem Weg nach Bolivien. Wir haben Lima und die südliche Stadt Arequipain Peru besucht, bevor es an den Titicacasee ging. Mehr aber dazu und unseren Erlebnissen im nächsten Artikel.

Viele Grüße an alle unsere Reisebegleiter
Thomas und Angie

PS: Leider hat es in Ecuador nicht geklappt, eine Schule für längere Zeit zu besuchen. Wir haben es vorgezogen nicht nur Spenden abzuliefern und wieder zu gehen – das ist in unseren Augen oberflächlich. Wir sind mit weiteren Organisationen in Kontakt und werden hoffentlich bald ein weiteres Projekt besuchen können.

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