Ort: Otavalo / Ecuador
Wetter: Frühlingshaft mit kühlen Nächten
Zeitunterschied: – 7 Std.
Nach 16 Stunden Busreise, 4 x umsteigen und etwas schweißtreibenden Strapazen – wie Drogenrazzia und komische Fragen beantworten – an der kolumbianisch/ecuatorianischen Grenze sind wir am vergangenen Sonntag (29.08.) gut und vor allem wohlbehalten in Quito angekommen.
Ecuador ist anders – das haben wir gleich bei unserer ersten Citytour in Quito gespührt. Die Menschen sind hier weniger offen und eher zurückhaltend. So haben wir ohne Bekanntschaften Quito erkundet und uns die schöne Altstadt um die Plaza Grande und das Mariscal-Viertel (eher ein Backpacker- und Ausgehviertel) erkundet. Quito liegt auf ca. 2.800 Meter Höhe – wie gut, dass wir aus Kolumbien schon die Höhe gewohnt sind. Bisher blieben wir von der Höhenkrankheit komplett verschont. Außer, dass wir zwei immer ein bisschen müde sind 🙁 Aber die Höhe entschädigt uns dafür mit phantastischen Ausblicken, wie wir sie im Café Mosaico auf einem Berg in Quito genießen konnten. Es gibt außerdem viele grüne Parks in der Stadt, in denen man sich tagsüber die Sonne auf den Bauch brennen lassen kann. Aber abends sollte man diese eher meiden und die Stadt nur mit dem Taxi erkunden. Quito ist sehr gefährlich. Überhaupt fühlen wir uns hier in Ecuador weniger sicher als in Kolumbien oder anderswo. Das liegt sicher nicht nur an den vermehrt anzutreffenden Bettlern. Es wird darüber hinaus viel gestohlen, vor allem in den Bussen. Wir müssen ständig auf der Hut sein, wenn wir reisen. So hatten wir bereits auf unserem Weg in den Nebelwald nach Mindo eine ganze Diebesbande an Bord. Aber der Busfahrer und sein Sohn waren kühn genug, alle Fahrgäste eindringlich zu warnen. So haben die 5 Jungs unverrichteter Dinge den Bus unzufrieden verlassen. Gott sei dank! Und überhaupt, das Busfahren in Ecuador ist nicht ganz so easy. Es gibt leider zahlreiche Unfälle und Verkehrtote…insbesondere mit den Überlandbussen. So sind wir hier stets auf der Hut und haben beschlossen, auf keinen Fall nachts zu fahren…
…und so sind wir nach 2 Tagen Quito in den Nebelwald nach Mindo gefahren. Der kleine Ort Mindo liegt etwa 80 km nordwestlich von Quito und beherbergt viele ökologisch angelegte Hostels. Wir haben im „La Casa de Cecilia“ genächtigt. Das Hostel liegt oberhalb der Hauptplaza und direkt am Fluß, was uns die ganze Nacht herrliche Dschungeltöne und Flußrauschen bescherrte. Es war richtig urig. Die Menschen in Mindo sind nett und hilfsbereit. Und so mischten wir uns unter eine deutsch-ecuatorianisch-chilenischen Gruppe beim Canopy und hatten mächtig Spaß mit den Kids und ihrem Begleiter 🙂 Außer Canopy, Wildwasserrafting und Wandern kann man in Mindo auch zahlreiche Vögel beobachten…und so passierte es uns mehrfach, dass wir beim Café im Garten von hübschen Kolibris Gesellschaft hatten. Mindo war schön und sehr erholsam, die Nächte verbrachten wir auf der Terrasse am Fluß und mit Kartenspielen mit einem norwegischen Backpacker, der genauso gern gewinnen wollte wie wir…so wurden es lange Nächte 🙂
Eigentlich wollten wir in Mindo unbedingt ein Projekt besuchen und dort arbeiten. Wir sind leider enttäuscht worden. Soziale Projekte und Volunteerarbeit in Freiwilligenprogrammen sind mittlerweile ein großes Business in Ecuador. Das schreckt uns sehr ab. Viele Freiwillige werden ausgenutzt und zu privaten Zwecken missbraucht. Das wollen wir auf keinen Fall unterstützen. Außerdem gibt es viele schwarze Schafe, die an das schnelle Geld der Traveller wollen. So wurden wir bereits in Quito halbwegs professionell bezüglich Spenden für ein Kinderprojekt angesprochen. Ohne nur einen Cent zu spenden, haben wir uns die Adresse geben lassen und wollten tags darauf das Projekt auf eigene Faust in Quito besuchen. Und?…klar kein Projekt zu finden. So sind wir nun hier in Ecuador sehr vorsichtig was Freiwilligenarbeit betrifft. Wir haben uns an einer öffentlichen Stelle auch beraten lassen. Es ist recht schwer, ein geeignetes Projekt zu finden. Wir möchten nicht nur unsere freiwillige Arbeit, sondern auch die Spenden unserer Freunde und Bekannten mit Sinn und Verstand einbringen. Das fehlt uns hier noch… Es gibt sicher viele andere Länder und Regionen, die unsere Hilfe dringender benötigen.
Da wir weiterreisen und wirklich dort helfen wollen, wo es notwendig und unsere Hilfe willkommen ist, werden wir uns wohl in Ecuador auf eine Schule im Süden beschränken, die wir besuchen werden und dort einige Sachspenden übergeben wollen. Mehr dazu in unserem nächsten Bericht…
Nachdem wir also in Mindo nicht fündig geworden sind, haben wir beschlossen in den bekannten Ort OTAVALO im Norden zu fahren, um den größten traditionellen Markt der Indigenas zu besuchen. Wir hatten befürchtet, mit vielen gleichgesinnten Touristen den Markt und die freundliche, florierende Stadt zu besuchen – aber die wenigen Touris fallen hier unter den vielen Einheimischen nicht sonderlich auf. Zudem findet gerade an diesem Wochenende die Fiesta del Yamor in Otavalo statt, zu der tausende Einheimische in die Stadt strömen. Bereits am Freitagabend haben wir uns unter das feiernde Volk gemischt und die traditionelle Parade verfolgt. Bei Bier, einheimischem Essen (Comida tipica) und einer Art Glühwein aus Orangen, Himbeeren und viel zu viel Gin haben wir sogar eine deutsche Tanzgruppe aus München im Paradezug entdeckt. Deutschland mal ganz nah…
Der Samstagsmarkt ist wirklich zauberhaft. Zunächst krabbelten wir heute morgen bereits um 6 Uhr aus dem Bett, denn die Einheimischen brachten auf der Sraße ganze Horden von Schweinen, Kühen und Schafen zum traditionellen Tiermarkt. Das Schauspiel wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und liefen mit dem Strom mit. „It was funny“. Danach schlenderten wir über den traditionellen Krämermarkt auf der Plaza de Ponchos und haben sogar eine kleine Ausbeute ins Hostel „geschleppt“. Eine Hose, ein Tuch und 2 Tücher für die beiden Mamis daheim…
Morgen vormittag verlassen wir nun diesen magischen Ort und die umliegenden Bergdörfer, um in Quito neue Bekannte auf ein Käffchen zu treffen, die wir in Mindo kennengelernt haben.