VISA – Die Freiheit nehm ich dir!

Location: Chengdu
Wetter: angenehm warm
Zeitunterschied: + 6 Std.

Gelegentlich schlagen wir uns mit Problemen herum, welche die Freude am Reisen auf eine harte Probe stellen. Ein kleiner Abriss über unsere Rennereien in den letzten Wochen soll euch verdeutlichen, mit welchen Dingen wir uns neben dem Reisen so tagtäglich beschäftigen.

Unsere erste kleine Geschichte …

In Peking galt es für uns zunächst eine „Pflichtaufgabe“ zu absolvieren – unsere chinesischen VISA mussten verlängert werden. Peking ist dafür ein äußerst schlechter Ort, da hier, in der Schaltzentrale der Macht, das Gesetz mit „Argusaugen“ wacht. Dennoch, unsere Checkliste stand und war aus unserer Sicht vollständig.

– Aktueller Pass , noch mindestens 6 Monate gültig, das bestehende VISA ist noch nicht abgelaufen, aber die letzten 10 Tage Gültigkeit sind bereits angebrochen

– Meldebestätigung der Polizei oder des Hostels in dem man wohnt

– ein Passbild

– Nachweis über 3.000 US$ auf einem Konto, um nicht dem chinesischen Staat auf der Tasche zu liegen.. (das macht ja jetzt schon Italien);)

Wir hatten alles zusammen und begaben uns an einem Montagmorgen frohen Mutes zu der zuständigen Behörde. Am Schalter präsentierten wir dem Beamten stolz unsere Unterlagen. Er schaute… und schaute… und schaute. Seine Antwort bezüglich unseres Ansinnens traf uns dann unerwartet und mit der Wucht eines Leberhackens.“ Eine Ausstellung eines neuen VISA sei nicht möglich, da wir den Nachweis über 3.000 US $ ohne chinesisches Konto nicht glaubhaft nachweisen können“. Wie ein getroffener Boxer japsten wir noch, dass es doch „ohne festen Wohnsitz in China gar nicht möglich sei ein Konto zu eröffnen“ … wir wurden an den Informationsschalter verwiesen und krochen von dannen. Mit der zweiten Luft und neuem Mut reihten wir uns in die Schlange ein. In uns brodelte die Ungeduld. Nach einer guten halben Stunde waren wir endlich an der Reihe. Eine Links – Rechts Hackenkombination ging auf uns hernieder und wir saßen wieder da wie die begossenen Pudel. Ohne chinesisches Konto mit 3.000 US $ gibt es kein VISUM. Der nächste bitte. Unser Ruf  „Schwachsinn“ verhallte im Getöse der wartenden Menge. Wir bekommen doch kein Konto in China, wir sind doch nur Touristen. In unserer Verzweiflung suchten wir die nächsten Banken in der Umgebung auf, um nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Hätten wir in diesen 90 Minuten Dreck gegen den Wind gefegt, wir hätten etwas Sinnvolles getan. Wir fuhren erst mal zum Hostel zurück, um uns zu beraten. Der letzte Ausweg war gefunden. Eine Visaagentur muss uns helfen. Kostet bestimmt jede Menge Geld, aber immer noch billiger als ein Flug nach Hongkong, um dort ein neues VISA zu beantragen.

Ein durchtrainierter junger russischstämmiger Mann im karierten Hemd begrüßte uns im Büro der Agentur. Nachdem wir Platz genommen hatten, erklärte er uns, dass die Verlängerung unserer VISA kein Problem sei. Wir regeln das. Wir bekamen mehrere Seiten zum Ausfüllen überreicht, darunter auch eine Kontoeröffnung bei der „China Construction Bank“.  Seine Angestellten waren uns beim  Ausfüllen der Anträge behilflich und begleiteten uns im Anschluss zur gleichnamigen Bank auf der anderen Straßenseite. Dort eröffneten wir dann mit Hilfe der Agentur zwei Konten. Eine nette Mitarbeiterin überwies uns am Schalter sofort jeweils 20.000 Yuan auf die Konten, worauf der Bankangestellte einen Beleg über unser Vermögen für die VISA Behörde ausstellte. Im Anschluss füllten wir die Kündigung des Kontos, datiert auf zwei Tage später, aus. Uns hätte sogar eine Art EC- Karte für das Konto zugestanden. Diese wurde aber gleich von der Mitarbeiterin einkassiert, damit wir nicht die 20.000 Yuan abheben konnten. Mit den Unterlagen fuhren wir am späten Nachmittag wieder zur VISA Stelle. Nach zwei Stunden warten, konnten wir alle Unterlagen abgeben. Eine Woche später und 80 Euro leichter bekamen wir unsere Pässe mit neuen Visa zurück. Ist doch alles halb so wild… so eine Visaverlängerung.

Eine zweite kleine Geschichte…
In den letzten Wochen ist in uns die Überlegung gereift, im Dezember mit der „Transsibirischen Eisenbahn“ die Heimreise anzutreten. Von Peking aus sollte es bis nach Moskau gehen und im Anschluss mit einem anderen Zug nach Berlin. Das hört sich im ersten Moment nicht so kompliziert an und ist es auch nicht, allerdings nur wenn man in die entgegengesetzte Richtung fährt. Um es vorweg zu nehmen, wir haben unsere Absichten begraben. Warum? Dann lest mal weiter…

Alles Elend beginnt mit dem Kauf der Tickets für die „Transsibirische Eisenbahn“. Grundsätzlich stellt das kein Problem dar, denn die Tickets kann man in Peking günstig kaufen. Nun kommt der erste Pferdefuß – man kann die Tickets erst 45 Tage vor dem eigentlichen Reisetag kaufen. Das Problem für uns daran war, dass wir bei unserem Aufenthalt in Peking im September keine Tickets kaufen konnten. Ohne das Originalticket für die Transsibirische Eisenbahn ist es aber nicht möglich das russische Transit Visa zu beantragen. In der Zwischenzeit wäre es zumindest möglich gewesen, das mongolische Express Transit Visum für ca. 35 € p. P. zu beantragen. Die nächste Hürde im Antragslabyrinth stellt die Vorlage eines Originalausreisetickets für Russland dar. In unserem Fall wäre dies das Ticket für den Zug von Moskau nach Berlin gewesen. Buchungen sind ebenfalls erst 45 Tage vor Reiseantritt in Moskau möglich. In diesem Fall sind sogar Onlinebuchungen über ein russisches Reisebüro möglich, allerdings stellt die Zusendung der Originaltickets das nächste Problem dar. Wir hätten alles buchen müssen und säßen im Anschluss irgendwo fest, um auf die Ankunft der Tickets zu warten. Man hätte natürlich als Ausweg einen „Scheinflug“ aus Russland heraus buchen können, um ein Ausreiseticket zu haben. Fliegt man allerdings aus Russland heraus, verkürzt sich das Transitvisum (min. 50 US $ p. P.) für Russland von 10 auf 5 Tage. Die verkürzte Zeit hätte uns dann aber nicht mehr für die Durchfahrt durch Russland gereicht. Es besteht als weitere Alternative nun auch die Möglichkeit ein „richtiges“ 30- tägiges Russlandvisum zu beantragen. Das ist in Peking aber nur für Chinesen möglich. Beantragt man das Visum wiederum in einem anderen Land hätten wir wieder das Problem, nicht an die Originaltickets für die Transsibirische Eisenbahn zu kommen. Wäre es uns trotz der Widrigkeiten gelungen alles zu organisieren, stände als letzter Punkt nur noch die Beantragung des weißrussischen Visums aus (Transitvisum 45 € p. P. für 10 Std. Durchfahrt). Danach beginnt zum Glück mit Polen die EU. Auch die Gesamtkosten wären bei einer Fahrt aus dieser Richtung etwas aus dem Ruder gelaufen und hätten etwa 1.100 Euro p. P. (Tickets für die Züge, Flug von Indien nach China zurück, Visa, Unterkunft in Moskau) betragen, ohne eine Reiseagentur einzuschalten. Achso, dass hätten wir ja fast vergessen… ein neues Visa für China wäre auch noch fällig gewesen (7 Tage Wartezeit für 35 € p.P.). Eine Neubeantragung wäre aber diesmal nicht so umständlich wie in Peking gewesen.

Bis auf ein paar Ausnahmen wie Singapur, Malaysia oder Thailand verfolgt uns das leidige Thema schon das ganze Jahr in Asien. Gern erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an Südamerika zurück. Dort fährt man an die Grenze, bekommt einen Stempel in den Pass und kann bis zu 3 Monate im Land bleiben – ohne irgendwelche Gebühren zu bezahlen.

Uns erinnert das alles an das „Haus, das Verrückt macht“ aus „Asterix erobert Rom“. Da wir keine Lust haben den „Passierschein A 38“ zu suchen, entschieden wir uns für einen Flug im Dezember von Indien gen Heimat. Aber nur „ein kleines Stückchen..?“

In diesem Sinne bis zum nächsten Mal… eure zwei Weltreisenden

Angie & Thomas

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