Cape Argus – Ein fast normales Radrennen

Location: Kapstadt
Wetter: angenehm
Zeitunterschied: + 1 Std.

Es war wiedermal soweit. Das größte Radrennen der Welt, die „Cape Argus“, zog letztes Wochenende wieder mehr als 40.000 Teilnehmer und mindestens ebenso viele Zuschauer am Western Cape an.

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Weather: Cape Town, Cape Town International Airport Temperature 22 °C, Humidity 83%, broken clouds

Crush Day in Darling

Location: Darling
Wetter: heiß und trocken
Zeitunterschied: + 1Std.

Wenn der Sommer sich langsam verabschiedet, wird es Zeit die Trauben zu ernten. Auch wir wollten da nicht untätig zusehen und beteiligten uns bei einer „Fun- Weinernte“ auf dem Weingut „Darling Cellars“ gut 80 km nördlich von Kapstadt.

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Weather: Cape Town, Cape Town International Airport Temperature 23 °C, Humidity 73%, few clouds

Die ersten Schritte in Afrika

Location: Cape Town
Wetter: sommerlich warm
Zeitunterschied: + 1 Std.

Deutschland verabschiedete sich von uns mit kühlen aber noch ertragbaren Temperaturen. In Istanbul, unserem ersten Zwischenstopp, erwischte es uns dann dafür richtig kalt. Ein nächtlicher Schneesturm tobte gnadenlos über der Stadt und ließ auch die Temperaturen im Terminalgebäude in einen unangenehmen Bereich sinken. Die kalte „Hechtsuppe“, die permanent ihre Runden durch die Hallen zog, roch zwar nicht, machte es aber trotzdem unmöglich einen halbwegs angenehmen Schlaf zu finden. Aber auch im Halbschlaf verflogen die 10 Stunden Wartezeit wie im Fluge.

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Weather: Cape Town, Cape Town International Airport Temperature 24 °C, Humidity 73%, few clouds

Einfach nur Daheim

Location: Deutschland
Wetter: nicht so toll

Im ersten Moment kamen wir uns etwas verloren vor, als wir den Berliner Hauptbahnhof erreichten. Wollte uns denn wirklich niemand begrüßen? Nein… da waren sie doch: Coreen und ihre Familie… sie hatten nur am anderen Ende des Bahnsteiges gewartet und kamen uns nun entgegengerannt.

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Zug um Zug

Location: zwischen Teheran und Weißwasser
Wetter: eher kalt als warm
Zeitunterschied: von +2,5 Std. bis 0 Std.

1. Trans-Asia-Express / Teheran-Istanbul – 72 Std.
Gespannt warteten wir seit gut zwei Stunden im Terminal 2 des Teheraner Bahnhofs auf die Aufforderung zum Besteigen des Zuges. Um uns die Zeit zu vertreiben, scannten wir schon einmal im Wartesaal die Gesichter der anderen Reisenden und frugen uns, wer sich wohl ein Abteil mit uns teilen wird. Gegen 21:30 Uhr fiel der Startschuss. Bei der Taschenkontrolle der iranischen Polizei fielen wir glatt durchs Raster. „You German“? Ohne groß Notiz von uns zu nehmen, winkt uns der Polizist durch die Kontrollstelle. Wie wir später erfuhren, wird vorrangig nach Alkohol und erotischen Filmen gesucht. Wie der Beamte richtig erkannt hatte, haben wir mit solch verruchten und lasterhaften Dingen nichts am Hut.

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Weather: Istanbul / Ataturk Temperature 7 °C, Humidity 56%, n/a

Iranische Bekanntschaften

Location: Iran
Wetter: tagsüber warm, nachts kalt
Zeitunterschied: + 2,5 Std.

Wer in den Iran reist, sollte im Voraus keine allzu großen Reisepläne schmieden. Spätestens mit der Ankunft im Land sind all diese Absichten Makulatur. Der Grund dafür ist die unglaubliche Gastfreundschaft der Iraner. Wer nicht mindestens einmal am Tag von einem freundlichen Einheimischen zu einer Stadtführung oder nach Hause eingeladen wird, sollte schleunigst überprüfen, ob er sich noch im Iran befindet. Eine solche Herzlichkeit der Menschen ist uns schon einmal auf unserer Reise begegnet – in Kolumbien. Ein sehr positiver und angenehmer Nebeneffekt für uns Touristen, den man oft in Ländern findet, in denen die Menschen aufgrund von Krieg oder Unterdrückung enger zusammenrücken müssen.

Bevor wir unser Flugzeug in Richtung Iran überhaupt besteigen konnten, hatten wir schon eine nette iranische Familie kennengelernt. Diese befand sich gerade auf der Rückreise aus ihrem ersten und gleichzeitig auch letzten Indienurlaub. Die Duplizität der Indienerfahrungen fanden wir schon sehr lustig –„Incredible India“. Da die Iraner aufgrund des internationalen Embargos derzeit ein wenig ab vom Schuss liegen und sich kaum jemand für sie interessiert, ein paar ausländische Streitkräfte mal ausgenommen, verspüren die Menschen das Bedürfnis jeden Ausländer der ihnen begegnet nach seiner Meinung zu Land und Leute zu befragen. Auch Informationen aus dem Land des Gastes wecken das ungebremste Interesse der Menschen. Und wer erst mal an der verbalen Angel hängt, erfährt dann auch meist das volle Programm an Gastfreundschaft der Perser.

Nachdem wir Shiraz erreicht und eine Unterkunft gefunden hatten, begaben wir uns auf eine erste Entdeckungstour in die Stadt. Es wirkt alles sehr aufgeräumt hier, wenn gleich die Architektur aus neuerer Zeit keinen Anspruch auf einen Schönheitspreis hat. Beim Gang durch die Straßen werden wir mit großem Interesse beäugt und gemustert. Einige Menschen trauen sich uns anzusprechen – die erste Frage gilt immer der Herkunft. Germany… Germany… ist das Schlüsselwort, um das Eis zu brechen. Kein Ami – alles super. Deutschland wird geliebt und vergöttert wie auch im Rest der Welt, mit Ausnahme Europas. Wir laufen weiter. Der Schleier der Frauen wird in Shiraz eher laissez faire getragen, was auch Angie entgegen kam. Die meisten Frauen hier sind sehr modern und stehen denen in Europa in nichts nach. Auf der Suche nach einem bekannten traditionellen Restaurant wenden wir wieder die alte Taktik an. Reiseführer in der Hand und einfach mal dumm rumstehen. Es dauerte keine Minute bis Hilfe nahte. Ein netter junger Mann stellte sich uns vor und bot seine Dienste an. Funktioniert doch. Auf dem Weg zum Restaurant erzählen wir ihm als Gegenleistung einiges von uns und aus der weiten Welt. Das Lokal ist schnell gefunden, aber leider noch geschlossen. So bleibt noch Zeit für eine kostenlose Führung über den wunderschönen Bazar-e Vakil in Shiraz. Wir schreiten gemeinsam die alten und gut erhaltenen bogenförmigen Gänge ab und bekommen dazu jede Menge an Erläuterungen zur Anlage und den darunter befindlichen Auslagen. Ein wirklich hübscher farbenfroher Markt ohne Kitsch und nervige Verkäufer, ein eher seltenes Erlebnis in Asien. Zu guter Letzt werden wir an einem traditionellen Teehaus abgesetzt, wo wir die restliche Zeit bis zur Öffnung des Restaurants überbrücken können. Eine wirklich sehr nette Geste des uns unbekannten Mannes. Dankeschön.

Wir lernten „Mehdi“ bereits im Flugzeug nach Shiraz kennen, wo wir uns Sitzreihe 4 D bis F teilten. Bei dem netten Gespräch im Flieger hatte er uns bereits zu einem Ausflug am Wochenende eingeladen, natürlich nur wenn wir Zeit hätten. Eigentlich hatten wir keine Zeit, aber die örtlichen Busgesellschaften gaben sie uns. Da wir keine Tickets für den Bus am islamischen Wochenende  bekamen, durften wir „notgedrungen“ einen Tag in Shiraz verlängern.

Am Freitagmorgen holte uns Mehdi am Hotel ab. Gemeinsam mit seinem Freund Ali fuhren wir zum Wochenendhäuschen seiner Familie außerhalb der Stadt. Für uns wie auch für die beiden Iraner eine gut Gelegenheit, um mal alle möglichen Informationen auszutauschen. Die beiden noch ledigen aber leierten Männer erzählten uns zunächst einmal wie das mit der Brautsuche im Iran so funktioniert. Und so erfuhren wir, dass es sowohl den traditionellen als auch den modernen Weg gibt. Beim Ersteren sucht der Vater die Braut aus und arrangiert alles, Version zwei ermöglicht die selbstständige Suche, wie wir das auch kennen. Ein Problem stellt sich aber bei beiden Vermählungsarten. Der Brautvater handelt eine Mitgift für` s Töchterchen aus. Wer wie die Beiden dann recht wohlhabend ist, kann schon mal 1 Million US-Dollar loswerden (kein Scherz), wenn er noch heiraten möchte. Da Mehdi der Betrag zu viel für eine Frau ist, scheiterten bisher auch immer die Ehevertragsverhandlungen. Mit einer Freundin kommt er aber auch ganz gut klar, erklärte er uns. Auch das Ausleben der im Iran strikt untersagten Dinge, wie Alkoholgenuss, Tanzen und Konzerte, brachte einige lustige Geschichten ans Tageslicht. Wie immer bei Verboten werden diese umgangen und hinter verschlossenen Türen oder im Ausland ausgelebt. Zustande kommen dabei regelrechte Vergnügungswochen in Thailand, die dann unserem „Ballermann“ Urlaub in nichts nachstehen. Wenn das der „Ajatollah Chomeini“ wüsste. Bezüglich des Themas iranische Regierung brauchten wir uns nicht lange zu unterhalten. Kurz gesagt: Keiner kann sie leiden, aber alle halten ihre Meinung dazu in der Öffentlichkeit zurück.

Nach gut einer Stunde erreichten wir das Anwesen der Familie. Wir wurden bereits erwartet und so dauerte es nicht mehr lange bis das BBQ auf dem Tisch stand. Für den Iran typisch werden große Mengen an Fleisch angeboten, vorzugsweise Lamm und Huhn sowie manchmal Kamel. Das auf  flachen Eisenspießen gebratene Fleisch wird übrigens „Kebab“ genannt. Dazu gibt es in der Regel ein bisschen Gemüse mit Fladenbrot oder Reis. Wir ließen uns das Essen, welches übrigens von Mehdi `s Vater und seinen Freunden zubereitet wurde, genüsslich schmecken. Im Anschluss unternahmen wir noch zu viert eine Tour in die Umgebung bevor wir zum Haus zurückkehrten. Dort hatten wir dann nochmal richtig Spass. Gemeinsam mit den älteren Männern spielten wir Karten, rauchten Shisha und ließen uns einige typische Leckereien schmecken. Und so klang ein richtig netter Tag im Kreise von Mehdis Familie und Freunden gemütlich aus. Die Frauen hatten an diesem Tag übrigens einen eigenen Ausflug gemacht. Normalerweise sind sie auch dabei.

Yazd, eine Stadt weiter nördlich war unsere nächste Station auf dem Heimweg. Leider hatten wir nicht ganz so viel von dem Ort, da uns schon in Shiraz die Tabletten gegen die Gelenkentzündungen (Folge der Röteln) ausgegangen waren. Da wir kaum laufen konnten, mussten wir erstmal den nächsten Tag abwarten, um mit Hilfe unseres netten Hoteleigners eine neue Packung Medikamente besorgen zu können. Bis wir wieder gehfähig waren, verstrich der halbe Tag. Und so blieb uns nur noch der Abend, um ein wenig in der Stadt rumzuschwänzeln. Wir schauten uns dabei im abendlichen Treiben die zwei bedeutendsten Moscheen der Stadt an und schlenderten über den Basar und in den engen Gassen der Altstadt.

Den letzten Stopp auf dem Weg gen Teheran legten wir in Esfahan ein, die vielleicht touristischste Stadt im Iran. Neben jeder Menge wunderschöner alter persischer Bauten fanden wir auch ganz viele Menschen, die kein Englisch sprachen. Schon die Taxifahrt vom Busbahnhof bis zum Hotel war daher eine Mischung aus einem verbalen Schlagwortaustausch im Persischen und wildem Gestikulieren. Zum Glück fanden wir das Hotel, aber auch ein weiteres Problem. Kostet das Zimmer jetzt „ninety“ oder „nineteen“ Dollar – eine stattliche Summe Unterschied, die ein kleiner Fehler bei der Aussprache so erzeugen kann. Wir einigten uns zum Schluss und fanden einen Betrag irgendwo in der Mitte.

Am Morgen des nächsten Tages verliefen wir uns erstmal in den Gängen des Bazar –e Bozorg und waren heilfroh als wir wieder Örtchen fanden, die auch unser Reiseführer auswies. Auf dem zentralen Platz der Stadt, dem Imam Square schlenderten wir den gesamten Vormittag umher. Neben jeder Menge iranischem Kunsthandwerk konnten wir auch verschiedene Moscheen und Paläste bestaunen, die sich im Umfeld des Platzes befanden.

Der vorabendliche Spaziergang führte uns zu einem weiteren bekannten Bauwerk der Stadt – der „Si-o-Seh“ Brücke, die wohl schönste unter den alten Brücken der Stadt. Nach unserer kleinen Besichtigungstour kehrten wir noch zum Abschied in ein traditionelles Restaurant ein und ließen uns einen Kebab schmecken.

Die Zeit drängte langsam, lagen doch noch etliche Kilometer zwischen uns und der Heimat. Vier volle Reisetage standen an. Zunächst fuhren wir am Morgen von Esfahan gut sechs Stunden mit dem Bus bis in die Hauptstadt Teheran. Bis zur Abfahrt unseres Zuges am Abend hatten wir noch ein wenig Zeit, die wir nutzen wollten, um wenigstens ein bisschen von der Stadt anzuschauen. Mit der knüppelvollen Metro ging es in Richtung Zentrum. Wir stiegen irgendwo in der Stadtmitte aus und suchten das im Reiseführer ausgewiesene Internetcafé. Bei unserer Suche sprach uns plötzlich ein iranischer Geschäftsmann in astreinem Deutsch mit leichtem sächsischem Dialekt an und bot seine Hilfe an. Nach einem kurzen Telefonat wies er uns den Weg zu seiner Firma, wo schon ein Mitarbeiter auf uns warten würde. Dort könnten wir dann das Internet auf einem Firmen PC nutzen. Wir waren erstmal baff… nahmen aber natürlich das Angebot dankend an. Der Herr ist übrigens in Leipzig aufgewachsen und hat viele Jahre dort gelebt. In der Firma wurden wir von einem sehr freundlichen Mitarbeiter empfangen. Während Angie die E-Mails checkte, unterhielt ich mich mit dem Mitarbeiter über Gott und die Welt. Das kleine Unternehmen (Iran Part Services) vertreibt übrigens Behindertenausstattungen für Fahrzeuge sowie behindertengerechte Komplettumbauten für PKW und Nutzfahrzeuge. Der Mitarbeiter half uns auch noch im Anschluss ein gutes Restaurant in der Umgebung zu finden und beendete dafür auch noch seine Arbeit früher. Wir hoffen, dass der Chef dafür Verständnis hat. Die Hilfe war aber bitter nötig. Ohne das Übersetzen hätten wir auf die Karte der Pizzeria geschaut wie das Schwein ins Uhrwerk – alles war in Persisch verfasst. So konnten wir wenigsten ein Wunschessen ordern. Von hier aus möchten wir uns nochmals ganz herzlich für die Hilfe bedanken, sowohl beim Mitarbeiter als auch beim Chef der Firma. Wir haben leider keine Namen von ihnen und würden uns daher sehr freuen, wenn sie uns mal eine E-Mail zukommen lassen. Eine Visitenkarte von uns hatten wir ja hinterlassen. Auf dem Weg zur Metro zurück trafen wir übrigens auf einen weiteren Iraner der Deutsch sprach. Er lebt eigentlich in Stuttgart und weilt derzeit nur zu Besuch hier.

Der Abend nahte und somit auch unsere Abfahrt mit dem Zug von Teheran aus. Gut 70 Stunden Bahnfahrt bis Istanbul lagen nun vor uns. Ein weiterer großer Schritt der uns unserem Ziel Deutschland näher bringen wird. Von den Erlebnissen während der Zugfahrt berichten wir dann im nächsten Bericht. Bis dahin alles Gute

Eure zwei Weltreisenden

Angie & Thomas

Auf Stippvisite im Land der Scheichs

Location: Iran
Wetter: kühl und trocken
Zeitunterschied: + 2,5 Std.

Seit dem 2. Dezember reisen wir unserem Heimaturlaub entgegen und haben bereits unseren ersten Stopp auf dem Weg dorthin in den Vereinigten Arabischen Emiraten eingelegt. Die Emirate, welche von Backpacker meist nur zum Umsteigen in einen anderen Flieger genutzt werden, waren für uns sechs Tage lang ein angenehmer Ort, um nach unserem Indienaufenthalt Kraft zu tanken. Aber nicht nur das. Wir hatten ebenfalls die Weiterreise zu planen. Unserer ursprünglichen Idee folgend wollten wir mit der Fähre vom Emirat „Sharjah“, wo sich auch unser Hotel befand, in das iranische Bandar Abbas übersetzen. Aufgrund der langen Wartezeiten am Fährterminal in Sharjah entschieden wir uns dann doch dazu, mit dem Flugzeug nach Shiraz im Südwesten Irans zu fliegen.

Im Anflug auf Dubai sahen wir schon fast die Landebahn als der Pilot nochmal Vollgas gab, die Nase hochzog und die ganze Kiste wieder gen Himmel schüttelte. Als „Gerneflieger“ mit Absturzangst hatten wir einen Moment lang das Herz in der Hose. Zum Glück ging ja alles glatt, auch für das andere Flugzeug was uns zu nah kam. Es war übrigens so nah, dass wir ganz deutlich die Piloten sahen, als die Maschine vor uns einlenkte.

Angenehme 25 Grad Celsius wehten uns tagsüber in den Emiraten ins Gesicht, und so nutzten wir die letzte Möglichkeit in diesem Jahr, um noch einmal Sonne zu tanken. Zwar sind die Emirate nicht gerade für Strandurlaub bekannt, nichtdestotrotz lässt es sich in den zahlreichen Beachparks gut entspannen. Des Weiteren war es recht interessant zwischen Igor, Olga, Natascha und Wladimir zu liegen und das Innenleben russischer Beziehungen zu studieren. Neben den indischen Gastarbeitern, welche übrigens sehr nett und freundlich hier sind, stellen die russischen Touristen die zweit größte Bevölkerungsgruppe in den Emiraten dar. Zwar wechselt diese Gruppe ständig ihre Mitglieder, hält aber insgesamt ihre Anzahl konstant. Ebenfalls fiel uns auf, dass sehr viele arabische Mitarbeiter in den Shopping Malls zwischenzeitlich Russisch gelernt haben, um dem „ja ne panemaju“ (ich verstehe nichts) ihres Gegenüber etwas entgegen zu setzen. Und so haben die Bürger der Russischen Föderation in Dubai die Möglichkeit ein uneingeschränktes Shoppingerlebnis ohne Sprachbarriere zu genießen. Da stört es dann auch nicht, wenn hier alles viel teurer als in Europa oder Asien ist.

Wir hätten es schon vorher wissen können, dass sich auch in Punkto der traditionellen Wüstentouren einiges verändert hat. Zunächst ging es mit dem Jeep eine halbe Stunde durch die Wüste bevor wir ein Verkaufsareal für typische Produkte dieser Region erreichten. Zum Glück waren auf dem Gelände auch ein paar lustige Esel heimisch mit denen wir uns die Zeit vertreiben konnten. Im Anschluss fuhren wir mit einem Jeep durch die Dünen bis wir das „typische“ Beduinencamp erreichten. Dort wartete dann eine zweisprachige traditionelle Veranstaltung (englisch/russisch) auf uns, die allerdings über die Jahre schon viel an Reiz verloren hat. Angie hatte bereits 2005 eine solche Tour unternommen und war etwas enttäuscht. Wir machten das Beste daraus und vergnügten uns beim Kamelreiten und Shisha rauchen. Später ließen wir uns das Essen im Camp schmecken. Insgesamt können wir diese Veranstaltungen nicht mehr uneingeschränkt empfehlen, da es eine  Massenabfertigung ist. Wer hier „Exklusivität“ sucht wird recht schnell feststellen müssen, dass er dafür wohl die Einladung in das Camp eines Scheichs benötigt.

Natürlich sahen wir uns auch noch ein wenig in Dubai um. Da wären zum einen die riesigen „Shopping Malls“ mit „Indoorskihalle“ und Riesenaquarien, das höchste Gebäude der Welt- der „Burj Khalifa“ mit seinen 830m Höhe oder auch die aufgeschüttete Palmeninsel zu nennen. Es lässt sich alles ganz nett anschauen hier, vom Hocker hat es uns aber auch nicht gehauen, da irgendwie keine richtige Atmosphäre aufkommen will. Den Grund sehen wir in dem weitläufigen und unstrukturierten urbanen Siedlungsgebiet von Dubai, dass kein geschlossenes Stadtbild erkennen lässt. Da immer noch sehr viel gebaut wird kann sich dies aber in Zukunft ändern. Uns gefällt es daher weiterhin in Singapur am besten. Nichtdestotrotz lohnt es sich die Emirate mal zu besuchen, denn zu entdecken gibt’s hier allemal etwas, und die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.

Nach sechs Tagen in den Vereinigten Arabischen Emiraten stand unsere Abreise an. Mit dem Flugzeug überquerten wir den Persischen Golf und landeten in der Islamischen Republik Iran – unserem nächsten Reiseziel.

Beim nächsten Mal werden wir euch dann erzählen wie es uns dort erging. Bis dahin alles Gute und ganz liebe Grüße…

Eure zwei Weltreisenden

Angie & Thomas

Zurück auf Los und Weiter

Location: Dubai – VAE
Wetter: angenehm warm
Zeitunterschied: 3 Std.

Wir möchten euch heute endlich in die Pläne für unsere Heimreise einweihen, da sich einiges an unserer Route gen Deutschland geändert hat. Indien haben wir zwischenzeitlich verlassen und sind in die Vereinigten Arabischen Emirate geflogen. Von dort aus sind wir ebenfalls schon in Richtung Iran aufgebrochen und haben sicher Shiraz im Süden des Landes erreicht. Die nächsten Tage werden wir nun durch den Iran reisen. Von der Hauptstadt Teheran aus geht es im Anschluss mit dem Zug bis nach Istanbul. Das ist eine kleine Weltreise und wird fast drei Tage in Anspruch nehmen. Nach einem Aufenthalt in Istanbul reisen wir in zwei Etappen über Bukarest und Budapest bis nach Berlin, wo wir am Morgen des 23.12.2011 am Hauptbahnhof aus dem Zug steigen werden. Das letzte Stück bis nach Weißwasser wird dann ebenfalls – na klar – per Bahn zurückgelegt. In unserer Heimat werden wir übrigens bis Ende Januar 2012 verweilen, bevor es wieder auf Reisen gehen. Unser Ziel wird dann Afrika sein.

In diesem Sinne: wir freuen uns auf euch, genießt die Vorweihnachtszeit und bis demnächst in der Heimat

Eure zwei Weltreisenden

Angie & Thomas

Indische Verhältnisse

Location: Dubai
Wetter: angenehm warm
Zeitunterschied: + 3 Std.

Es gibt gelegentlich Momente im Leben die einen an den Rand der Verzweiflung bringen. Egal was man sich auch vornimmt, alles endet mit dem Griff ins „Ideal Standardbecken“. Erwartungshaltungen spielen in solchen Fällen eine große Rolle, schürten sie doch zuvor Fantasien, die uns nun im richtigen Leben nicht annähernd mehr begegnen wollen. Das Wort vom Alptraum macht die Runde. Wo befindet sich nur der Ausweg aus diesem Teufelskreis?

Die Hauptstraße im indischen Grenzort „Sunauli“ kennt keine ruhige Minute. Tag und Nacht quält sich der gesamte Grenzverkehr von und nach Nepal über diese schmale Verkehrsader und hüllt dabei alles in der Umgebung mit einem unansehnlichen Staubteppich ein. Unsere Augen scannen die Gegend nach einem Platz zum Verschnaufen ab. Sekunden später realisieren wir ernüchternd das Ergebnis und stellen die Suche ein. Ein Gefühl des Unbehagens breitet sich in uns aus. Wir chartern ein Sammeltaxi und hoffen auf Besserung in der nächsten Stadt Gorakhpur.

Mit der Ankunft in Gorakhpur hatten wir vor unserem geistigen Auge schon die Tickets für die sofortige Weiterreise gekauft. Wir hatten in unserem Leben zuvor noch keinen ekelhafteren Platz gesehen und so ist es auch keine Beleidigung, sondern nur die Darstellung der Realität, wenn wir dieses Dreckloch beim Namen nennen – „Müllkippe mit Verkehrsstau“. Es kostet schon einiges an Überwindung, sich hier zu bewegen. Der Bahnhof, in dessen Nähe wir abgesetzt worden waren, stellte sich als Zumutung der übelsten Sorte heraus. Keine Ecke wo nicht großflächige braune Flecken die Wände säumten und sich der dazugehörige Gestank breit machte. Auf dem gesamten Gelände lagen oder besser vegetierten Menschen auf dem Boden und warteten auf ihre Züge. Dazwischen spazierten Kühe umher, immer auf der Suche nach irgendetwas Fressbarem und nie um einen Haufen verlegen. Nach einer Weile hatten wir im Außenbereich ein Plätzchen gefunden, wo wir wenigstens unsere Rucksäcke abstellen konnten. Geld holen und weg von hier, mehr Wünsche hatten wir in diesem Moment nicht. Man verzeihe mir den Sarkasmus, aber ich kann nicht anders, denn Indien Fans können so etwas erklären und verständlich machen. Schlagworte wie „spannend“, „im wahren Leben angekommen“, „Kultur und Religion“ und ähnliches fallen dann immer wieder, um die Zustände zu deuten. Mit der gleichen Hingabe könnte man auch auf einer deutschen Müllkippe zelten gehen, um im Kaffeesatz von Frau Müller Hinweise auf die Einzigartigkeit der deutschen Röstung zu suchen.

Beim Blick über das Bahnhofsgelände erkannten wir sie wieder. Die beiden südkoreanischen Mädels saßen schon am Morgen im Bus zur Grenze und später auch im gleichen Sammeltaxi wie wir. Hilflosigkeit stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Sie erzählten uns, dass sie keinen Reiseführer haben, die Hotels in der Stadt absolut eklig seien und eine der Beiden gerade in ein Loch mit der übelsten Brühe gestürzt sei. Nun wollen sie nur noch weg von hier. Vier Blöde – ein Gedanke. Ok, wir fahren weiter nach Varanasi – übrigens ein Witz, den nur Menschen verstehen, die schon beide Städte gesehen haben. Minuten später saßen wir auf zwei Rikschas und ließen uns zum Busbahnhof radeln. Was nun folgte waren gut 7 Stunden Rüttelplatte, was weniger am 30-Jahre alten Bus als an der „Straße“ unter uns lag. Angie war sogar so müde, dass sie es schaffte einzunicken. Als sie aufwachte, sah sie mich völlig verschreckt und schlaftrunken an und frug mich, ob wir noch leben würden. Ich konnte sie zum Glück beruhigen – „ja Angie, noch leben wir“. Gegen halb vier am Morgen erreichten wir Varanasi, eine eher suboptimale Zeit, um in diesem Ort anzukommen. Doch wir hatten Glück. Aufgepasst – „ein für indische Verhältnisse ehrlicher Rikschafahrer“ brachte uns für 60 Rupien (0,87€) vom Bahnhof bis zur Altstadt und erklärte uns auch noch die letzten Meter zu unserem Hotel. Irgendwie verfehlten wir aber doch den richtigen Weg in den engen Gassen und benötigten geschlagene 45 Minuten bis wir unsere Herberge endlich gefunden hatten. Da so früh am Morgen natürlich noch niemand auf uns wartete, öffneten wir die Türen selbst und machten es uns auf der Dachterrasse erst mal bequem.

Varanasi – die heiligste Stadt im hinduistischen Glauben. Jeder Hindu möchte hier im Ganges baden und sich rein waschen, und wenn es das Schicksal gut mit ihm meint, darf er auch hier sterben. Nur so hat er die Möglichkeit den Kreislauf aus Tod und Wiedergeburt mit einer Verbrennung an den Ufern des Ganges zu durchbrechen. Spötter meinen, die Hindus wollen so eine Wiedergeburt als indischer Müllmann im nächsten Leben verhindern.
Den größten touristischen Bekanntheitsgrad in Varanasi haben die unzähligen „Ghats“ am heiligen Fluss „Ganges“. Dabei handelt es sich um große Treppenabschnitte die zum Fluss hinunter führen. Der Großteil der „Ghats“ dient den Hindus als religiöser Waschplatz. Für die Verbrennungs-zeremonien stehen drei separate Bereiche zur Verfügen. Dort werden dann täglich zwischen 200-300 Menschen auf Scheiterhaufen verbrannt und die sterblichen Überreste dem Ganges übergeben. Schon die reinen Fakten lassen erahnen wie es an den Verbrennungsghats zugeht. Vor allem das „Manikarnika Ghat“, der Hauptverbrennungsort inmitten der Altstadt, zeigt anschaulich wie dicht hier Leben und Tod beieinander liegen. Die Zustände an dieser Verbrennungsstätte sind gelinde gesagt recht gewöhnungsbedürftig. Aufgrund der vielen Verbrennungen täglich türmen sich an der Wasserlinie Berge von Asche mit den menschlichen Überresten sowie Opfergaben. Meine Mitreisende wurde bei diesem Anblick steingrau vor Ekel und äußerte nur noch den Wunsch den Ort verlassen zu können. Auch in den engen Gassen der Altstadt wollte sich kein Wohlbefinden einstellen. Alle Sinne schlugen im Extrembereich an. Auf Barren wurden die Leichen an uns vorbei zum Fluss getragen, der Gestank von verbranntem menschlichem Fleisch mischte sich mit dem von Kot und Urinrückständen. Etwas weiter kam dann der Geruch aus diversen kleinen Garküchen hinzu, sodass unsere Nasen nicht mehr wussten wo vorn und hinten war. Nach zwei Stunden hatten wir genug. Zurück zu unserer Oase, zurück ins Hotel. Am nächsten Morgen charterten wir ein Boot und schauten uns die gesamte Szenerie nochmals vom Fluss aus an. Von hier hatten wir einen guten Überblick auf die einzelnen „Ghats“. Einzig die zwei im Wasser treibenden Kinderleichen schmälerten das Erlebnis. Diese und schwangere Frauen werden nämlich nicht verbrannt, sondern in Leinentücher eingewickelt in den Ganges geworfen.

Was gibt es sonst noch aus Varanasi zu berichten. Fans dieser Stadt werden sicherlich jede Menge Tempel und Oasen der Selbstfindung sowie sonstige spirituellen Orte anführen. Da wir für uns wissen wer wir sind und was wir wollen, brauchten wir keinen Gesangstherapeuten bemühen, der aus uns das hohe Lied des „Ohhhmm“ herausquetscht. Varanasi ist für uns ein Ort den man sich genau einmal anschauen kann. Er ist sehr religiös und das ist auch das Interessante an dieser Stadt. Der Rest ist eklig, dreckig und staubig – kein Ort wo auch nur die geringste Wohlfühlatmosphäre aufkommen kann. Vielleicht zum Abschluss nochmal der Blick auf den Bahnhof. Auf dem Weg dorthin erlebten wir zunächst wieder einmal, wie man uns in Indien wahrnimmt. Wir nahmen uns ein Tuk-Tuk (dreirädriges motorisiertes Gefährt), um zum Bahnhof zu gelangen. Drei Inder sahen dies und sprangen mit auf. Schon unterwegs stellten wir klar, dass der Fahrpreis nun durch fünf Personen geteilt wird. Alle nickten lächelnd. Am Bahnhof gaben die Inder dem Fahrer ihren Teil des Fahrpreises. Wir sahen aber wie dieser ihnen das Geld wieder zurückgab. Im Anschluss verlangte er von uns die 70 Rupien Gesamtfahrpreis. Die Diskussion war dann kurz und schmerzvoll für den Fahrer, den er fiel sprichwörtlich in die Grube, die er für uns ausgehoben hatte. 28 Rupie, mehr gab`s nicht. Da der Rest nicht bezahlt hatte, war es am Ende eine Fahrt ohne Mehrwert aber mit Lerneffekt. Wir merken dazu an, dass es uns ums Prinzip geht und wir nicht einsehen jeden Tag übervorteilt zu werden, besonders in Indien, wo dies scheinbar zum guten Ton gehört.
Der Bahnhof von Varanasi steht dem von Gorakhpur in nichts nach. Das schönste Bild was uns in Erinnerung bleiben wird, war folgendes: Eine Frau in ihrem schönen Sari sitzt zwischen den Gleisen unterhalb des Bahnsteigs und verrichtet ein großes Geschäft. Auf dem Bahnsteig läuft eine Kuh entlang und schnuppert in den Ecken nach Fressbaren. Eine Horde Affen tollt im Gebälk des Daches. Auf dem Bahnsteig gegenüber stehen zwei ältere Affen hintereinander und vollziehen den Geschlechtsakt. Das Rascheln hinter uns kommt von einer furchtlosen Ratte, die sich gerade etwas zu essen aus einer Plastiktüte geangelt hat. Wie immer haben es sich überall Menschen auf dem Boden bequem gemacht und warten auf die Züge. Was gibt es Schöneres als dieser „Garten Eden“.

Die Zugfahrt nach Delhi war eine wirkliche Erholung für uns, hatten wir doch Tickets für die recht komfortable 2- Tier Klasse (4-Bett Abteil) bekommen. Mit zwei Stunden Verspätung erreichten wir Delhi, die Hauptstadt Indiens. Unsere Reise hierher hatte wirklich nur einen Grund. Wir wollten unsere Visa für den Iran abholen. Ja richtig gehört. Wir werden der „Achse des Bösen“ einen Besuch abstatten.;) Die Beantragung des Visum ist zwar ein wenig langwierig, aber ansonsten unproblematisch: Bis auf eine „Riesenhürde“, die eingebaut wurde. Als Deutscher muss man seine beglaubigten Fingerabdrücke auf einem Papierbogen vorlegen. Das eigentliche Problem dabei stellt die indische Bürokratie dar. Wir begaben uns zum Justizgelände in Delhi – dem „Patiala Court“. Nach einigem Suchen fanden wir den zuständigen Beamten der Fingerabdrücke abnehmen kann und dies auch bestätigen darf. Eigentlich müsste dieser Mensch ohne Gegenleistung seine Arbeit verrichten, erhält er doch seinen gerechten Lohn von der Regierung. So etwas gibt es aber bei indischen Beamten nicht. Auf unsere Frage nach den Fingerabdrücken antwortete er uns, dass 3.000 Rupien dabei sehr hilfreich sein würden, was etwa 43 Euro entsprechen. Wir lehnten es natürlich ab, diesen Preis zu bezahlen und frugen erst mal nach, ob Herr Officer heute Morgen die falschen Drogen genommen hatte. Diskussion zwecklos, der Herr verweigerte die Arbeit. Wir begaben uns auf die Suche nach seinem Chef, den wir auch fanden. Dieser nahm uns an die Hand und wir erschienen erneut beim seinem Mitarbeiter. Es wurde laut – an der Forderung änderte sich aber nichts. Der Chef zuckte mit den Schultern und wir standen wieder allein da. Was nun? Unsere letzte Rettung war einer der vielen Rechtsanwälte, die ihre Büros ebenfalls auf dem Gelände haben. Komischerweise funktionierte nun alles schnell und unproblematisch. Wir bezahlten 1.000 Rupien und standen fünf Minuten später wieder beim gleichen Herrn im Büro. Er war jetzt freundlich, nahm uns die Fingerabdrücke ab und 10 Minuten später war die Sache erledigt??? Die letzte Hürde war genommen. Am Nachmittag erhielten wir dann den Lohn für unsere Mühen – die Pässe mit den Visa für den Iran.

Danach endete aber unsere kurze Glückssträhne. Am Abend bekam zunächst ich und einen Tag später Angie die Röteln (eine spätere Untersuchung ergab dann, dass wir uns Chikungunyafieber geholt hatten). Diese fesselten uns erstmal ans Bett. Bei der Rückrechnung der Inkubationszeit stellten wir fest, dass wir uns höchstwahrscheinlich beim Besuch des nepalesischen Bergdorfes Kumari bei irgendjemand angesteckt haben müssen. Da kann man nichts machen, das passiert halt mal. Die netten Jungs in unserem Hotel boten uns zwar an einen Arzt zu holen, wir beließen es aber bei der Einnahme von Paracetamol. Nachdem wir sechs Tage später wieder reisetauglich waren, konnten wir uns auf den Weg nach Agra machen. Kein Mensch auf dieser Welt kann mit Agra etwas anfangen, wenn man nicht „Taj Mahal“ hinzufügt. Das „Taj Mahal“ ist ein wunderschöner Ort und völlig untypisch für Indien. Zum einen mutet die Architektur eher persisch an, zum anderen ist es sauber auf dem Gelände. Geht doch, wenn man nur will. Das Bauwerk dient als „Grabmoschee“  für die verstorbene Hauptfrau eines Großmoguls und wurde Mitte des 17. Jahrhunderts fertiggestellt. Wir ließen es ruhig angehen und setzten uns erst mal zwei Stunden auf eine Bank, um alles auf uns wirken zu lassen. Zwischen der ersten und der zweiten Bank schoben wir dann den Besuch des „Taj Mahal“. Kurzes Fazit – es sieht von Weiten eindrucksvoller aus. Die zweite Bank war gefunden und der Sonnenuntergang konnte kommen.  Am nächsten Morgen schauten wir uns die Szenerie nochmal bei Sonnenaufgang an und waren ebenfalls entzückt – ein wirklich sehenswerter Ort in Indien. Zur Stadt Agra ersparen wir uns jeden Kommentar.

Noch am gleichen Tag setzten wir unsere Reise fort. Mit Bus und Bahn fuhren wir südwärts bis nach „Sawai Modapur“, um den dortigen Nationalpark zu besuchen. In diesem sollen sich nämlich Tiger tummeln, die man mit ein bisschen Glück auch sehen kann. Mit einem offenen Bus starteten wir am nächsten Morgen zur „Safari“. Direkt am Eingangstor begegneten wir einer ganzen Tigerfamilie, die auf einer Mauer saß. Das Foto findet ihr im Anhang. Der Rest der Tour war dann eher ruhig. Ein Vögelchen hier und dort… und nicht zu vergessen der Hirsch am Wasserloch. Wir genossen die Ruhe, eine willkommene Abwechslung zu den indischen Städten.

Eine beschwerliche Tagesreise lag wiedermal vor uns. Vom Nationalpark aus nahmen wir den Zug in das 2 ½ Std. entfernte Kota. Dabei hatten wir richtig Glück. Anstatt in der „Sleeper Class“ sitzen zu müssen, erbarmte sich ein Zugbegleiter und steckte uns in den letzten Wagen, der für Behinderte und Gebrechliche vorgehalten wird. Wir sind dem Herrn noch heute dankbar. In der „Sleeper Class“ fahren die einfachen indischen Menschen und der mutige sparsame Rucksackreisende. Wer sich allen Ekel dieser Welt ersparen möchte, bucht wenn möglich irgendeine andere Zugklasse oder fährt Bus.
Kota – wiedermal ein Stadt bei der mir die Worte fehlen. Zum Glück nur eine kurze Zwischenstation auf dem Weg nach Udaipur.

Frauen dürfen in Indien nicht viel, ein Recht steht ihnen jedoch uneingeschränkt zu. Sie können sich an den Ticketschaltern vordrängeln. Angie nutzte die Gunst der Stunde und probierte es mal auf dem „Busbahnhof“ Kota aus. Und wir hatten Glück, bekamen wir doch zwei Tickets in Reihe 1 des „Expressbuses“ nach Udaipur. Die in den beiden Sätzen zuvor in Anführungsstriche gestellten Begriffe sehen in der Realität nicht so aus, wie man es aus dem Sinn der Wörter deuten könnte. Die Fahrt gestaltete sich dann eigentlich recht angenehm. Einzig unser Sitzfleisch schmerzte auf den harten Bänken. Die Fahrt führte uns durch eine trockene, staubige und trostlose Landschaft. Wir hatten den Eindruck im Kreis zu fahren, da wir irgendwie immer das gleiche Bild vor Augen hatten. Zum Glück wurde es am Abend draußen dunkel. Es tut mir ja leid liebe Indien Fans, aber „schön“ sieht selbst ohne die subjektive Brille etwas anders aus.

Udaipur – die schönste Stadt Rajastans, vielleicht sogar Indiens so heißt es – und das trifft den Nagel mit jedem Wort auf den Kopf. Der heutige Tag stand im Zeichen von „Sightseeing“. Zuvor tankten wir jedoch ein wenig Kraft in einem sehr europäischen Café – dem „Edelweiß“. Nach der morgendlichen Stärkung besichtigten wir zwei, drei Stündchen die Stadt. Neben einem schönen Palast auf einem Hügel, dem Wasserhotel aus James Bond „Octopussy“, jeder Menge schönen Hotels mit Aussichtsterrassen fanden wir auch die typische indische Kleinkunst vor. Zwei Tage reichten uns aber auch in Udaipur, wollten wir doch weiter in Richtung Süden. Wir setzten zum großen Sprung an. Zwei mal 14 Stunden mit dem Bus bis Goa. Bei der Wahl des Busses war uns das Glück hold – das Fahrzeug der Gesellschaft „Neeta“ war wirklich allererste Klasse. Auch die morgendliche Panne in Mumbai änderte daran nichts mehr. Im staubigen und lauten Mumbai wollten wir uns zunächst die Zeit bis zum Anschlussbus auf dem Flughafen vertreiben. Unser Vorhaben scheiterte aber an den Sicherheitsbestimmungen in Indien. Kein Ticket – kein Eintritt. Und so mussten wir notgedrungen ein überteuertes Hotel buchen, um uns wenigstens ein bisschen frisch machen zu können. Am Abend stand dann die letzte Etappe bis Goa auf dem Programm, die wir problemlos absolvierten.

Mit dem lokalen Bus legten wir am Morgen die letzten Meter bis nach „Palolem“ zurück, wo sich einer der schönsten Strände Goa`s befinden soll. Auf der Fahrt dorthin stellte sich bei uns das erste Mal so etwas wie „Wohlbefinden“ während unserer Indienreise ein. Das kräftige „Grün“ der Pflanzen war eine Wohltat für die Augen und auch die kleinen Ortschaften mit ihrem Mix aus Kolonialbauten und neuer Architektur fügten sich nahtlos in die Landschaft ein.
Der Strand in „Palolem“ ist zwar nicht weiß und das Wasser nicht blau, wie im Reiseführer angepriesen, aber trotzdem ist der Beach sehr gut geeignet, um sich mal so richtig eine Woche zu Entspannen. Vielmehr hätten wir auch nicht unternehmen können, quälten uns doch noch Glieder- und Muskelschmerzen als Nachwirkungen der Röteln. Zeitweise fühlten wir uns wie 90-Jährige und schleppten uns auch dementsprechend über den Strand. Am vorletzten Tag stellte sich dann noch ein sehr freudiges Ereignis ein. Ferdi, unser Freund aus Holland, überraschte uns doch noch mit seinem Erscheinen am Beach von Palolem, und so hatten wir noch einen ganzen Tag die Möglichkeit unsere Erlebnisse in Indien bei ein paar Bierchen austauschen.
Am nächsten Abend traten wir die Rückreise nach Mumbai an. Wir bezogen nochmals ein Hotel und hatten am Nachmittag Zeit, uns ein wenig in der Stadt umzusehen. Die Innenstadt mit ihren kolonialen Bauten fanden wir für indische Verhältnisse ansehnlich. Insgesamt kamen wir aber auch mit Mumbai auf keinen „grünen Zweig“.

Unser ehrliches Fazit
Der Tag unserer Abreise war angebrochen und wir waren das erste Mal glücklich darüber, ein Land verlassen zu können. Wir haben lange darüber nachgedacht, warum es uns in Indien nicht gefallen hat. Hier einige Anmerkungen von uns dazu. Zuerst sind da die Menschen zu nennen. Mit dem Großteil der Inder können wir nichts anfangen. Meist waren sie uns gegenüber distanziert und uninteressiert. Interesse an uns bestand immer nur dann, wenn man mit uns Geld verdienen konnte. In Hotels und Restaurant wurden wir oft vom Personal wie Aussässige behandelt – so nach dem Motto: „Bitte keine Fragen stellen, bezahlen und dann schnell wieder weg“. Es gab auch Ausnahmen von der Regel, die ich nicht verschweigen möchte. Es waren genau fünf die mir einfallen, 2 Hotels und 3 Restaurants. Ich füge extra hinzu, dass wir schon einiges gesehen haben, kein Luxus wollen sondern nur ein einfaches sauberes Zimmer und eine normalfreundlichen Bedienung. Nur allein über dieses Thema könnten wir schon ein Buch schreiben.
Die Abzockerei in Indien ist ebenfalls ein nerviges Thema. Es verging kein Tag an dem wir nicht mehrfach über den Tisch gezogen werden sollten. Na klar, werdet ihr jetzt sagen, das gibt es auch in anderen Ländern. Das sehen wir auch so, finden aber, dass das Ausmaß hier das Maß des Erträglichen bei Weitem überschreitet.
Ein weiteres lästiges Thema waren die indischen Männer. Es ist uns sehr oft passiert, dass wir z. B. auf einem Bahnhof warteten und sich ein Mann vor Angie stellte und sie dann aus 3 Meter Entfernung 10 min ununterbrochen anstarrte. Ich begab mich dann immer mal wieder dazwischen und starrte den Herren auch an, um ihm mal ein Perspektivwechsel zu ermöglichen(?). Ebenfalls wurde Angie mehrfach von irgendwelchen Männern im Vorbeigehen betatscht oder völlig unnötig angerempelt, weil irgendjemand mal eine weiße Frau berühren wollte. Angie äußerte öfters mal den Wunsch einen Schleier zu tragen, um sich vor den aufdringlichen und ekelhaften Blicken zu schützen.
Zum Thema Städte und Landschaften haben wir schon einiges angeführt. Der Norden Indiens von Nepal kommend entlang der Städte Varanasi, Delhi, Agra bis nach Udaipur gefiel uns mit ein paar Ausnahmen überhaupt nicht. Die Städte waren vermüllt, dreckig und hässlich, außerhalb dominierten meist trostlose und gleichförmige Landschaften. Was uns in den Städten besonders fehlte, waren die Möglichkeiten im öffentlichen Raum z. B. in Parks sich einfach mal irgendwo gemütlich hinzusetzen, um ein wenig zu relaxen und zu beobachten. Das funktioniert in Indien einfach nicht, da man überall zwischen „Müll“ und „braunen organischen Rückständen“ hockt. Die Ortschaften im Süden wie Goa sind da schon wesentlich angenehmer.
Etwas Lustiges noch zum Schluss. Wir fanden es immer wieder erstaunlich mit welcher Selbst-überschätzung die Inder ihr Land so sehen. Auf Nachfragen konfrontierten wir die Menschen immer mit unserer Wahrnehmung bezüglich Indien. Einige versuchten bei solchen kleinen Diskussionen Indien auf eine Stufe, besser noch ein wenig höher als China zu heben. Als wir ihnen dann mal erklärten, wie es so in China zugeht wurden meist Augen und Ohren immer größer. Liebe Inder, im Vergleich zu China lebt ihr irgendwo zwischen „Steinzeit“ und „Feudalismus“ und nirgendwo anders. Ein Vorteil hat das jedoch. Ihr könnt aus den Fehlern der Anderen lernen und es besser machen. Wir wünschen euch dabei maximale Erfolge.

Es wird das erste und letzte Mal bleiben, dass wir unsere Füße auf indischen Boden setzten. Es gibt so schöne und interessante Länder auf dieser Erde mit vor allem wesentlich netteren und freundlicheren Menschen, dass uns einfach die Zeit zu schade ist, um diese in Indien zu verschwenden. Wir wissen auch, dass wir nur einen kleinen Teil des Landes gesehen haben und es bestimmt noch viel zu entdecken gibt, aber die vielen negativen Eindrücke in den letzten vier Wochen haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Für einen Strandurlaub gibt es ebenfalls genügend gleichwertige oder bessere Alternativen.

„In diesem Sinne – Wir haben fertig… mit Indien“.

Bis zum nächsten Mal… eure zwei Weltreisenden

Angie & Thomas

 

 

Träume in Nepal

Location: auf der Reise von Nepal nach Indien
Wetter: wie fast immer sommerlich warm
Zeitunterschied: – 4,5 Stunden

Traurig winkten wir Ricky, unserem tibetischen Guide nach und schauten wehmütig auf die vergangenen drei Reisemonate in China zurück. Hatten wir dort doch unvergessliche Abenteuer und eine aufregende Zeit verlebt, vor allem Tibet wurde zu einem Highlight unserer gesamten langen Reise. Doch nun war es Zeit für Neues. Und während wir noch in Erinnerungen schwelgten, wurden unsere Reiseerfahrungen erneut auf die Probe gestellt.

Die Ausreise aus China nach Nepal gestaltete sich erst einmal trotz akribischer Taschenkontrolle durch die chinesischen Zollbeamten und deren scharfem Blick auf die tibetischen Reisepermits weniger schwierig…hatten wir doch im Vorfeld nicht viel Gutes gehört. Doch schnell stellte sich eine neue Hürde für uns: Da unser erster Reisepass nun nach 17 Monaten und 27 Ländergrenzen vollgestempelt war, wurde es Zeit unseren zweiten Pass ins Reiseleben zu berufen. Dazu bedurfte es einen Trick unsererseits, denn eigentlich kann man über Land nicht ohne den Ausreisestempel des einen Landes in das nächste (hier Nepal) reisen. Die nepalesischen Grenzbeamten schauten recht nett aus und wir schöpften zunächst Hoffnung. Schnell waren die Visapapiere ausgefüllt und jeweils 40 US-$ für die offizielle Visagebühr gezückt. Ich atmete langsam durch, während der nette Grenzbeamte bereits den Visaaufkleber für meinen Pass ausfüllte und anfing aufzukleben. Doch halt…“wo ist denn der Ausreisestempel aus China?“ Mist, ihm war trotz meinem entzückenden Lächeln der fehlende chinesische Stempel in meinem Pass nicht entgangen. Ich stammelte schnell etwas Unverständliches von „der alte Pass sei voll und würde von der deutschen Botschaft in Kathmandu entwertet“ bis zu „für meinen Partner gilt das selbige“. Irgendwie hatte meine Stotterei doch noch Erfolg. Beide Grenzbeamten überlegten einige Zeit angestrengt, schauten dann aber augenzwinkernd drein und gaben uns mit einem großmütigen „OK“ unsere Pässe inklusive nepalesischem Einreisestempel zurück. Gut gemacht! Und dabei hatten wir uns schon auf langwierige Diskussionen und eine Menge Bakschisch vorbereitet. Der Weg war nun frei nach Nepal – unserem nächsten Reiseziel.

Mit dem belgischen Reiseduo Nadine und Yecine sowie Ferdi aus Holland waren auf nepalesischer Seite schnell Begleiter für die Fahrt mit einem Jeep gefunden. Hatten wir doch alle fünf das gleiche Ziel: Kathmandu. Bei den Kosten für die Jeepmiete inklusive Fahrer waren wir uns anfangs nicht ganz so einig. Während wir zwei uns wie immer im Vorfeld zu den Fahrpreisen in Nepal umgehört hatten, wären die restlichen drei Traveller viel schneller bei den von den nepalesischen Fahrern genannten Preisen eingestiegen. Wir hatten da andere Vorstellungen. Mit gemischten Gefühlen, aber doch hart und wohl überzeugend handelten wir erstmal den Fahrpreis auf normales Mass herunter, bevor wir uns entgültig entschieden. Im Nachhinein gestand mir Ferdi, dass ihm das irgendwie imponierte. Ich weigerte mich einfach einen höheren Preis zu aktzeptieren. Naja, wir kennen ja zwischenzeitlich auch das Spiel. Verhandeln, diskutieren und notfalls einfach gehen. Und siehe da, einer findet sich meistens, der mit unserem Preis noch immer angemessen Geld verdient. Also aufsitzen und los gehts nach Kathmandu.

Der Weg von Kodari ins Kathmandu Tal war entgegen unseren letzten Reisemonaten wieder einmal gesäumt von tropischen Pflanzen, Staub, Müll und wirklich schlechten Strassen entlang des Flusses Bhote Kosi. Trotzdem genossen wir die Fahrt sehr, war doch der Ausblick – nur wenige Kilometer entfernt vom organisierten China – wieder so andersartig und von einem verkehrstechnischen Chaos um uns geprägt. Nach insgesamt vier Stunden war die laute von Leben gefüllte Hauptstadt Kathmandu erreicht. Uns war erstmal nach einem Bierchen. Zu fünft stürmten wir die nächste Bar und ließen uns unser erstes NEPAL ICE schmecken. Und schnell war klar, dass unsere Begegnung mit den drei Dutch-Reisenden nicht ganz folgenlos bleiben sollte. Wie immer spielte uns der Zufall in die Karten. Denn dank Nadine lernten wir deren Freund Jagat Lama, einen absolut empfehlenswerten nepalesischen Trekkingguide kennen. Jagat verhalf uns sofort zu einem günstigen, akzeptablen Zimmer in der Touristenhochburg Kathmandu. Wir waren ja wie üblich ohne Reservierung gekommen und hatten die Rechnung dabei ohne die zahlreichen Touristen gemacht. Fast alle in Frage kommenden Unterkünfte waren bereits ausgebucht. Von hier aus gilt nochmals ein großes Dankeschön an Jagat…und nicht nur dafür. In Kathmandu also glücklich und zufrieden angekommen, wollten wir uns erstmal einen Überblick verschaffen. Auch Jagat vertrösteten wir auf die nächsten Tage – wir hatten zwar einige Aktivitäten,wie Rafting und Trekking im Anapurnagebiet geplant, konnten uns aber noch nicht so recht durchringen. Wir haben ja Zeit. Und dass doch alles anders als geplant kommen würde, zeigte sich bereits in den nächsten Tagen.

Kathmandu hat sich auf eine gewisse Art und Weise Charme bewahrt. Es ist zwar laut, überfüllt, hektisch und schmutzig, aber wir fühlten uns in der Touristenenklave Thamel dennoch wohl und genossen das Schlendern in den engen Gassen, das Essen und die allabendlichen Besuche in den umliegenden Bars. Und trotzdem: nach der Ruhe im tibetischen Hochland trafen wir wieder auf eine andere Welt. In Nepal herrschen größtenteils Armut und Korruption, es fehlt an Nötigem in allen Bereichen. Die größten Schwachstellen sind vor allem in der Infrastruktur, im Bildungsektor und in der medizinische Versorgung zu finden…insbesondere wenn man die urbanen Gebiete verlässt. Es gibt keine geregelte Krankenversicherung, in den Bergregionen fehlen grundsätzlich medizinische Versorgungsstätten und Personal. In abgelegenen Dörfern gibt es weder Schulen noch entsprechend ausgebildete Lehrer. Vielen Kindern bleibt der Zugang zu Bildungseinrichtungen gänzlich verwehrt, da sie im Haushalt der Familie helfen oder Geld verdienen müssen. Ein Großteil der Schüler verlässt die Schule ohne Abschluss. Entsprechend hoch sind Analphabetenrate und schlechte Zukunftsaussichten in Nepal. Schnell war mit Jagat ein interessanter Gesprächspartner in Punkto Entwicklungshilfe und soziales Engagement in Nepal gefunden. Was wir bei unserem ersten Zusammentreffen nicht wussten: Jagat hat aus eigener Kraft die Hilfsorganisation „Health and Education for Nepal (HEN)“ gegründet, die zu 100 % Projekte in den Hauptsektoren Bildung und Medizin für seine Heimat in den nepalesischen Bergen des Nuwakot Districts stämmt, um die dortigen Lebensbedingungen der Kumari Community zu verbessern. Die persönliche Geschichte Jagats hat uns tief berührt und zeigt seine Verbundenheit mit den Menschen in den Bergen. Jagat selbst war der Erste, der vor vielen Jahren seine Heimat Kumari in der Himalaya Region verließ, um in der Stadt zu studieren. Um sein Studium in Kathmandu zu finanzieren, arbeitete er damals täglich hart als Zeitungsverkäufer in den engen Gassen der Hauptstadt, später als Trekking-Porter (Träger) und Guide in den Bergen. Er hatte Glück; galt er schon als Kind begabt und einer der besten seiner Klasse, konnte er seine Ausbildung in der Stadt ebenso erfolgreich beenden, anschließend bei verschiedenen Unternehmen arbeiten und für sich und seine Familie eine gesicherte Existenz aufbauen. Eines Tages ereilte ihn jedoch eine schreckliche Nachricht aus seinem Heimatdorf. Sein Vater war schwer gestürzt und verletzt. Als Jagat in das Heimatdorf eilte, lag sein Vater bereits im Sterben. Er konnte nicht mehr gerettet werden, was einzig an der fehlenden medizinischen Versorgung lag. Das nächste Ärztehaus mit angeschlossener Apotheke befindet sich noch immer 9 Wanderstunden von Kumari entfernt. Der Weg führt über tiefe Täler und steile Berge in der Himalaya Region, den Kranke und Verletzte behelfsweise hinauf getragen werden müssen. Eine konkrete Straße oder anderweitig motorisierte Möglichkeiten existieren bis heute nicht. Jagats Vater starb ohne jegliche medizinische Hilfe. Aus dieser Tragödie heraus war ein Traum in Jagat geboren: Medizinische Versorgung und Ausbildung für die Menschen in Kumari zu etablieren.

Jagat baute sich in den Folgejahren sein eigenes Reiseunternehmen auf, unter dessen Dach heute ausgebildete Trekkingführer und Porter vereint sind. Neben gerechter Bezahlung erhalten alle Angestellten entsprechende Gesundheitsversorgung, Kleidung und Sozialleistungen. Im Gegenzug engagieren sich die Mitarbeiter nun ehrenamtlich in den Kumari-Projekten. Neben Einzahlungen in einen Hilfsfond arbeiten sie selbst freiwillig in den weniger touristischen Wintermonaten in der Bergregion und helfen beim Aufbau der nötigen Infrastruktur. Fast alle Guides und Porter stammen selbst aus der Kumari Region.
Über dem gutlaufenden Trekkinggeschäft stand zu jeder Zeit Jagats Traum und der Wunsch, `seine` Kumari Region maßgeblich zu unterstützen und den dortigen Menschen zukunftsträchtige Aufbauhilfe zu geben. So teilten Jagat und seine Kollegen den großen Traum mit vielen Gästen aus aller Welt und erreichten schließlich die Herzen zweier Trekker aus Amerika. Jagats Traum wurde endlich Realität.

Gemeinsam mit Finanzmitteln aus dem Unternehmerfond und Spenden aus der westlichen Welt konnte recht schnell der Grundstein gelegt werden. In der ersten Aufbauphase wurden ein Frauenzentrum für Näh- und Schneiderarbeiten in Nuwakot konzipiert und umgesetzt, ein „Verbindungsweg“ zu anderen Gebieten im Kumari District und ein Wasserbrunnen gebaut sowie erste Vorkehrungen für die künftige Stromversorgung getroffen. Im Frühjahr 2009 fand erstmalig ein großangelegtes Medical Camp, geführt von einer freiwilligen US-Delegation statt. Es wurden zum damaligen Zeitpunkt mehr als 5.000 Dorfbewohner medizinisch behandelt, viele von ihnen sahen nie zuvor einen Arzt oder eine Schwester. Es war ein Riesenerfolg und der Startpunkt für den Bau der ersten Polyklinik in Kumari.

Schon im „Kaffeeklatsch“ mit Jagat stellten wir fest, dass wir hier auf eine tolle und interessante Sache gestoßen waren. Jagats Geschichte fesselte uns, sie machte uns neugierig auf mehr… und Jagat gefiel ebenfalls unsere Geschichte. Also verabredeten wir uns für den nächsten Tag und Jagat lud uns zu sich nach Hause ein. Gespannt betraten wir die einfache, aber hübsche Wohnung im Westen Kathmandus und begrüßten Jagats Familie. Seine Frau überraschte uns mit einem köstlich schmeckenden Dal Bhat – dem nepalesischen Nationalgericht bestehend aus Reis, Linsensuppe, zwei Currygerichten und viel Gemüse. Gemeinsam bei leckerem Ginger Tee schauten wir Videos zum Kumari Projekt und Jagat erörterte uns sämtliche Hintergrundinformationen zu den Plänen und Zielen der HEN-Organisation. Wir beide waren beeindruckt und uns einig. Wir wollten so schnell als möglich selbst in die Kumari Region reisen, uns vor Ort ein eigenes Bild vom Projektstand machen und eine Spende aus unserem Spendentopf übergeben.

So besorgten wir in den nächsten Tagen nötiges Equipement für die „Shree Bikash Lower Secondary School“ in Kumari, planten unsere Reise in die Bergregion und machten alles „dingfest“. Nach 5 Tagen konnten wir endlich aufbrechen. Wir waren so aufgeregt, stellte allein schon der Weg nach Nowakot ein unbeschreibliches Erlebnis, aber auch eine große Hürde dar. Für die beschwerliche Reise dorthin benötigten wir einen Porter und einen Guide, die uns beide Jagat aus den eigenen Reihen zur Verfügung stellte. Schon am frühen Morgen unseres Spendentreks starteten wir zu viert und bepackt mit einer geographischen Weltkarte, 140 Büchern und Schreibgeräten, Fuß- und Volleybällen, Frisbeescheiben und kleineren Schulutensilien gen Osten. Motorisiert legten wir die ersten 35 Kilometer auf einer Ausfallstraße von Katmandu zurück. Das war noch der leichteste Teil der Wegstrecke und dauerte entgegen dem was uns noch erwarten würde nur zwei kurze Stunden. An einer kleinen abenteuerlich anmutenden Flußbrücke stoppten wir, um den Fußmarsch zu starten. Nach einer Stärkung ging es schon los… den Bergrücken aufwärts. Wir hatten uns den Weg zwar nicht einfach ausgemalt, aber was wir auf den folgenden Kilometern und Stunden läuferisch bezwungen, übertraf jegliche Vorstellungskraft unsererseits. Es ging auf der einen Seite auf, dann wieder ab. An steilen Berghängen krachselten wir teilweise schnaufend hinauf, an anderen rutschten wir wieder hinab. Immer wieder überholten uns Einheimische, die übergroße schwere Marktkörbe auf ihren Schultern und wenn überhaupt nur winzige Flip Flops an ihren Füßen trugen. Nun konnten wir wirklich verstehen, welche Lebenssituationen die Dorfbewohner der Everestregion zu meistern haben. Während ich beispielsweise als Kind gerade einmal fünf Minuten Schulweg zu bestreiten hatte, laufen in Nepal Kinder zum Teil drei Stunden und mehr den einfachen Weg. Ich glaube nicht, dass ich unter diesen Umständen gern zur Schule gegangen wäre.
Auf unserem Weg nach Kumari erklommen wir riesige Bergrücken und durchwateten Flüsse, insgesamt benötigen wir mehr als 8 Stunden Fussmarsch bis wir Nuwakot müde und erschöpft am frühen Abend erreichten. Unterwegs trafen wir immer wieder auf Dorfbewohner, die uns fröhlich zuwunken, uns eine Stärkung anboten oder sich einfach nur mit uns ablichten lassen wollten. Hatten sie doch bis dato noch nie Touristen – außer vielleicht im Rahmen des Medical Camps  – gesehen. Unser Ziel direkt vor Augen schöpfte ich auf den letzten Metern zum Dorf nochmals Kraft, hatte ich doch mit ein paar Kindern um mich herum Verstärkung erhalten.
Vor den Toren des Dorfes ereilte uns die nächste Überraschung. Die Bewohner hatten ihr Dorf geschmückt und uns einen bunten Willkommensgruß bereitet, warteten sie auch schon den ganzen Tag ungeduldig auf unsere Ankunft. Nach ein paar gemeinsamen Schnappschüssen, Umarmungen und Blumengrüßen ging es in Begleitung weiter hinauf zur höchsten Erhebung im District. Hier hatten die Helfer und Unterstützer unweit der Dorfschule das Frauenzentrum errichtet und den Klinikbau begonnen. Im Sonnenuntergang konnten wir einen ersten Blick auf den Rohbau der Klinik, auf das Schulgebäude, das umliegende Bergmassiv und die unter uns liegende Urbanisierung erhaschen. Es wurde schnell stockdunkel um uns herum, denn Kumari besitzt noch immer keine Stromversorgung. In der Vergangenheit wurden zwar unter der Schirmherschaft von HEN Strommasten aufgestellt, aber noch fehlen Geld und Infrastruktur für die Transformatoren. So sitzen wir bei Kerzenschein im Kreise der Dorfbewohner und bekommen ein einfaches, aber leckeres Dal Bhat gereicht. Im fahlen Licht erkennen wir, wie sie uns eindringlich mustern. Unserer Bitte, für alle gereichten Lebensmittel und Getränke selbst zu bezahlen, kommen sie schüchtern aber dankend nach. Lebensmittel sind rar… das spüren wir bereits bei unserer Ankunft, als wir Kinder und junge Erwachsene um uns herum sehen, die reine Trockennudeln kauen. Noch am späten Abend führen wir viele Gespräche mit den Dorfbewohnern, unsere beiden Begleiter sind uns bei der Übersetzung behilflich und erzählen uns dabei viel über die Kumari Region und ihre Bewohner. Später am Abend betten wir unser Haupt im Schein einer ausrangierten Öllampe im Nebengebäude der Nähstube, wo die Frauen noch bis tief in die Nacht Schuluniformen und andere Kleidungsstücke fertigen.
Schon am nächsten Morgen ereilte uns die nächste Überraschung. Wir hatten uns mit unseren beiden Begleitern, die in einer einfachen Behausung Unterschlupf fanden, für 7.30 Uhr zum Frühstück bei einer lokalen Familie am Fuße des Schulberges verabredet. Und… wir sollten nicht allein bleiben. Obwohl an diesem Tag ein Feiertag und schulfrei war, strömten ca. 300 der insgesamt 400 Schulkinder zur Schule hinauf, um uns abermals einen fröhliches Willkommensfest zu bereiten. Hatten wir für sie ja viele neue Sachen im Gepäck. Die Kinder und jungen Erwachsenen bestaunten uns schüchtern, kicherten und waren unsicher… so wie wir. Was sind das für Menschen, die den anstrengenden Weg auf sich nehmen, um zu uns in die Berge zu gelangen und uns beschenken? Wir fühlten uns ein bisschen wie im Zoo und konnten wieder einmal nachempfinden, wie sich wohl oftmals Einheimische fühlen, wenn sie von Touristen bestaunt und fotografiert werden.
Der Festakt zu unseren Ehren war zwar erst für 8.30 Uhr geplant, trotzdem strömten seit dem Sonnenaufgang zahlreiche Schüler und alle Lehrer der kleinen Schule den schmalen Weg hinauf zum winzigen, von Berghängen umgebenen Schulhof. Sie alle trugen selbstgemachte Tihar-Blumenketten für uns bei sich, wie man auf den Fotos unschwer erkennen kann 😉
Als wir später den Schülern folgten und ebenfalls den steilen Hang hinauf kletterten, versanken wir erstml in Scham und ein wenig Unwohlsein. Alle waren auf dem Schulhof versammelt, hielten Willkommenschildchen gen Himmel und freuten sich sichtlich, uns zu sehen. Binnen weniger Minuten wurden mir von allen Seiten hunderte Blumenketten umgehangen und Umarmungen zu teil. Wir wußten beide nicht so recht, wie um uns geschah. Wir hatten doch nur ein paar Schulsachen dabei und waren mit dem Ziel gekommen, die Projektaktivitäten von Jagat, seinen Kollegen und HEN zu begutachten, um uns selbst ein Bild vor Ort zu machen. Von allen Seiten strömte Beifall als wir die kleinen Geschenke übergaben und Grüße von unseren Spendern überreichten. Es wurden Reden gehalten… auch der Bürgermeister war gekommen, um uns persönlich zu treffen und mit uns zu sprechen. Wir waren gerührt und fühlten uns dabei ein wenig peinlich berührt bei so viel Aufmerksamkeit. Doch das Eis war schnell gebrochen und wir zettelten erst einmal Spiele mit den Schülern an. Denn schließlich waren wir auch gekommen, um ihnen ein bisschen Freude zu bringen. Alle hatten sichtlich Spaß. Im Anschluß führte uns – erneut umgeben von unzähligen Schülern – ein ausgiebiger Rundgang durch die kargen Schulräume. Schnell waren wir wieder in der Realität angelangt und was wir sahen, gefiel uns nicht besonders. Die nepalesische Regierung investiert fast keinen Penny in die Bildungseinrichtungen der Bergregionen, das sieht selbst ein Blinder. Wir finden einfache Steingebäude mit kargen Wänden vor, es gibt keine Bilder, kaum Schultafeln oder sonstige Einrichtungsgegenstände. Größtenteils fehlen in allen Räumen Tische und Stühle. Die Schüler sitzen auf dem staubigen Boden, die Klassen sind mit bis zu 60 Schülern überfüllt, genügend Platz und Lehrer gibt es nicht. Wir sehen uns genauestens um, sprechen ausgiebig mit Lehrern, Dorfbewohnern und dem Bürgermeister. Wir sind erschüttert und traurig. Die Schüler zeigen uns was sie lernen, wo sie sitzen, wie sie spielen. Es gibt keine Toiletten, da die Infrastruktur für Strom und fließendes Wasser noch nicht bereitgestellt werden konnte. Ein einfacher Toilettentrakt wurde in diesem Sommer von HEN gebaut und bleibt bis zum nächsten Frühjahr verschlossen. Denn dann werden Ingenieure aus Übersee kommen und hoffentlich für Strom und Wasser sorgen. Die Kinder und Lehrer freuen sich darauf. Auch sind alle sehr stolz darauf nun bis zur 8. Schulklasse hier in Kumari zu lernen. Das war nicht immer so. Erst Jagat und die HEN-Organisation machten dies möglich. Permits wurden bei der zuständigen Regierung nach und nach beantragt, weder Mühen noch Kosten gescheut und neue Gebäude zu diesem Zwecke auf dem Gelände errichtet. Heute bleiben den Schülern damit drei und mehr Stunden Fußweg in die nächsthöhere Schule ab der 3. Klasse erspart. Und schon wurde eine neue Idee geboren: auch das 9. und 10. Schuljahr in Kumari anzubieten…
Wir haben noch so viele Fragen und unser Rundgang nimmt mehr Zeit in Anspruch als gedacht. Wir wollen alles genau wissen und bleiben noch ein wenig mit den Einheimichen zusammen. Dann wird es Zeit, wieder den holprigen Weg nach unten zu klettern, um auch noch den Klinikbau in Augenschein zu nehmen. Aktuell stehen die Arbeiten still, denn der Monsunregen hat die neue Staubstraße verwüstet – was übrigens bei jedem Monsun passiert, wie wir später erfahren. Wie jedes Jahr muss die Straße erst wieder passierbar gemacht werden. Und erst wenn die freiwilligen Helfer von HEN nach Kumari zurückkehren, werden die Klinikarbeiten fortgesetzt. Das Klinikgebäude macht einen passablen Eindruck. Die HEN-Initiatoren haben sich offenbar viele Gedanken gemacht und klare Ziele formuliert. Nur die Umgebung macht uns ein wenig Sorgen. Der Berg, der zum Zwecke des Klinikbaus abgetragen wurde, verliert an Masse. Der letzte Monsunregen hat Teile des Berges nach unten gespült. Die Hänge müssen zunächst neu befestigt werden. Zusätzliche Arbeiten und Kosten, die so nicht geplant waren. Trotzdem; dieser Platz lässt uns positiv in die Zukunft blicken. Wir können uns gut vorstellen, wie es hier bald sein wird, wenn medizinische Versorgung für ca. 60.000 Menschen zur Verfügung steht. Doch noch fehlen viele notwendige Ausstattungsmaterialien – aktuell werden zahlreiche Gespräche geführt, die Initiatoren benötigen weitere Unterstützung und Spenden. Ein zweites medizinisches Camp für das kommende Jahr ist in Vorbereitung, wenn möglich soll zu diesem Zeitpunkt die Klinik eingeweiht werden und in den laufenden Betrieb übergehen. Wir treffen auf dem Areal einen der angehenden Ärzte, der heute ebenfalls in Kumari seine Familie besucht. Er hat die von HEN realisierte Ausbildung bereits erfolgreich abgeschlossen und absolviert aktuell ein Praktikum in Kathmandu. Insgesamt wurden drei junge Menschen aus Kumari dank HEN medizinisch ausgebildet, weitere drei Frauen absolvieren derzeit eine Schwesternausbildung in der Hauptstadt. Sie alle haben sich verpflichtet nach Kumari zurückzukehren und hier zunächst für mindestens 5 Jahre zu arbeiten. Ein gutes Konzept, wie wir befinden.
Wir bleiben noch eine Weile vor Ort, sprechen mit den Einheimischen über „ihre neue Klinik“ und freuen uns über die langfristigen Ziele und Überlegungen zum Projekt. Nach eingehender Überlegung und dem Bild was wir vor Ort gewonnen haben, entschlossen wir uns 35.000 Rupien (ca. 318 EUR) für die Ausstattung des dringend benötigten Damenbadraumes inkl. Toilette in der Polyklinik zu spenden. Auch wenn wir damit diesmal in Vorleistung gehen und HEN einen Geldbetrag überlassen, wir haben ein gutes Gefühl. Zum ersten Mal treffen wir auf ein Entwicklungsprojekt, was so präzise und gut organisert von einem Einheimischen wie Jagat geplant, umgesetzt und fortgeführt wird. Jagat wird uns auch zukünftig über die Arbeiten und Projektaktivitäten auf dem Laufenden halten. Und wer weiß, vielleicht kommt ja auch in der Zukunft bei uns der ein oder andere Euro für Kumari zusammen.

Der Tag ist viel zu schnell vorangeschritten. Zeit für uns, den Bergrücken hinabzusteigen und noch ein paar weitere Dorfbewohner zu besuchen. Überall wurde uns zugerufen und gewunken. Fast jeder in Kumari hatte das Bedürfnis, uns in seinem Haus zu empfangen. Nach einem kräftigenden Mahl im Familienhaus unseres Porters und letzten rührenden Gesprächen mit den Dorfbewohnern verabschiedetn wir uns traurig von Kumari. Die Zeit war viel zu kurz. Aber dennoch: wir mussten schlussendlich aufbrechen, um den anstrengenden Rückweg noch vor der Dunkelheit anzutreten. Da ich mir bereits in Kathmandu auch noch eine Diarrhoe eingefangen hatte und alle paar Meter auf dem Rückweg im Busch verschwinden musste, benötigten wir zugegebenermaßen durch mich verschuldet noch mehr kostbare Zeit. Irgendwie schafften wir die Berge aber trotzdem schneller als bei unserer Ankunft, vielleicht waren wir zwischenzeitlich trainiert? Als wir endlich die Hauptstraße nach Kathmandu erreichten und dort auch gleich einen öffentlichen Bus fanden, der uns zurück in die Stadt brachte, waren wir glücklich und zufrieden. Kathmandu erreicht, fielen wir nach einer wohltuenden  Dusche nur noch erschöpft in unsere Betten. Wir waren müde, aber unbeschreiblich happy. Wurde uns doch wieder einmal bewußt, wie viel Glück wir hatten auf der anderen Seite des Lebens aufgewachsen zu sein und heute derartige Abenteuer erleben und auf unsere kleine Art und Weise helfen zu können. Die Ereignisse aus Kumari, die wir in den vergangenen Tagen in uns verewigten, werden wir nie mehr vergessen.

In Kathmandu benötigten wir erst einmal Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen und unsere Erlebnisse aus Kumari zu verarbeiten. Wir trafen uns noch ein paar Mal mit Jagat, Ferdi und zu aller Überraschung auch mit Nadine und Yecine, die zwischenzeitlich von ihrem Trek zurückgekehrt waren. Wir alle hatten uns natürlich viel zu erzählen. Unseren ursprünglichen Plan, eine ausgiebige Trekkingtour in die Anapurna-Region zu unternehmen, legten wir recht schnell „ad acta“ und ließen es bei individuellen Erkundungstouren in und um Kathmandu ruhiger angehen. Denn wir waren uns wie immer einig, der Trip nach Kumari war bereits unser Highlight in Nepal und konnte auch von einem weiteren Bergmassiv nicht mehr getoppt werden. Lediglich zu einem Rafting-Wochenende konnten wir uns noch aufraffen. Wir hatten dort zwar viel fun beim Raften und einen lustigen Abend mit Marc und Glenn aus Belgien sowie Stefano aus Italien, wurden aber wieder einmal von der Tour an sich enttäuscht. Für uns schlussendlich eindeutig: möglichst keine touristischen Ausflüge mehr! Die letzten Tage in Nepal krönten wir mit dem Aufenthalt in Pokhara, wo wir wieder auf Ferdi trafen und unterhaltsame Tage und Abende verbrachten, bevor es für uns anschließend weiter nach Indien ging.

… und dass unser Spendentrek in die Kumari Region für uns zwei nicht ohne Folgen blieb, könnt ihr im nächsten Bericht über Indien lesen.

Bis dahin viele Grüße, eine schöne Vorweihnachtszeit und viel Spaß auf den traditionellen Weihnachtsmärkten daheim

Eure zwei Weltenbummler Thomas und Angie

„Khina“ oder doch „Schina“ – Ein Fazit

Location: Varanasi (Indien)
Wetter: leicht kühl und bewölkt
Zeitunterschied: + 4 Std 30 min

Im Gegensatz zu den „Bayern und Preußen“ sind wir uns einig – „SCHINA“ ist absolut eine Reise wert und unserer „Traveltipp“ für Asien schlechthin. In den letzten drei Monaten bereisten wir das Riesenreich im Osten des Kontinents und gewannen dabei einen ersten Einblick in dieses vielfältige Land mit seinen unterschiedlichen Kulturen. Eine Erkenntnis  setzte sich dabei aber schnell durch: China ist völlig anders, als wir es zuvor erwartet hatten.

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Sinnliche Höhen

Location: von Tibet… nach Kathmandu /Nepal
Wetter: tagsüber angenehm warm, nachts kühler
Zeitunterschied: + 4 Std. 45 Min

Die ersten Sonnenstrahlen bahnen sich von Osten her den langen Weg über das tibetische Hochland und hüllen die Landschaft um uns in einen rotbraunen Schimmer ein. Der Blick über die endlose Ebene versinkt irgendwo am Horizont und lässt uns in Gedanken schwelgen. Begierig saugen unsere Augen die kräftigen Farben des morgendlichen Panoramas auf und zeichnen kontinuierlich Bilder für die Ewigkeit in unser Gedächtnis. Tibet, das Dach der Welt mit seinen schneebedeckten Bergen und unberührten Weiten liegt vor uns. Der Mythos dieser einzigartigen Kulturlandschaft hat die Zeiten überdauert und ist noch an vielen Orten greifbar. Vieles hat sich aber auch verändert… nicht immer zum Guten.

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Kann man’s schon sehn…?

Location: Lhasa
Wetter: angenehm warm
Zeitunterschied: + 6 Std.

Es hätte nicht mehr viel gefehlt und wir wären an unseren Sitzen angewachsen. Nach 30 Stunden erreichten wir endlich Chengdu und schworen uns, dass wir uns solch eine Strapaze im Sitzabteil nie wieder antun werden.

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Ein lebhafter Mix China

Location: Chengdu
Wetter: tagsüber sommerlich warm, abends angenehm kühl
Zeitunterschied: + 6 Std.

Beim Blick aus dem Fenster huschten gerade die letzten Häuser der Pekinger Außenbezirke an unserem Zug vorbei. Je tiefer wir in die Dunkelheit eintauchten, umso schwächer wurden die Lichter der Stadt… bis sie am Horizont mit dem rotgrauen Schleier der Abenddämmerung verschmolzen. Ein wenig Wehmut machte sich in uns schon breit, verließen wir doch eine Stadt, die einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen hat. Um uns herum saßen fröhlich gelaunte Chinesen, denen man die Vorfreude auf die Rückkehr in ihre Heimatstädte buchstäblich von den Gesichtern ablesen konnte. Wir blickten ebenfalls nach vorn, freuten wir uns doch auf unsere nächsten Reiseziele. Das Erlebte tragen wir dabei in unseren Herzen mit uns…

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VISA – Die Freiheit nehm ich dir!

Location: Chengdu
Wetter: angenehm warm
Zeitunterschied: + 6 Std.

Gelegentlich schlagen wir uns mit Problemen herum, welche die Freude am Reisen auf eine harte Probe stellen. Ein kleiner Abriss über unsere Rennereien in den letzten Wochen soll euch verdeutlichen, mit welchen Dingen wir uns neben dem Reisen so tagtäglich beschäftigen.

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